Es gibt einen Markt für hemdsärmeligen Dialektrock mit Ziehharmonika. Und mit LD Smash einen neuen, ernstzunehmenden Marktteilnehmer.
Irgendsoein Schlaumeier hat einmal gesagt: »Es gibt nur cool und uncool und wie man sich fühlt.« I wo! Eine der wichtigsten Errungenschaften der 2020er-Jahre ist nämlich die De-facto-Abschaffung des Dualismus’ von cool und uncool – quasi ein gepflegtes »Schleich dich!« für toxisches Gatekeeping und für das Guilty vor Pleasures; in ist, was dir gefällt, oder eben: was du fühlst.
Man könnte jetzt natürlich davon ableiten, dass wir damit sagen wollen, dass »Alltagsnummern«, das Debüt des oberösterreichischen Songwriters LD Smash, von dieser Auflösung profitiert und noch ein paar years ago ziemlich uncool gewesen wäre. Das sagen wir aber nicht! Weil viel wichtiger ist – und das haben wir gerade gemeinsam gelernt –, dass man »es« fühlt. Und der Markt, wie man ja so sagt, der fühlt diese Art von Musik: stampfigen, hemdsärmeligen Dialektrock mit einem kleinen bisschen Edge, mit Ziehharmonikas im Folkrockgewand, mit lokalkolorierten Texten mit Identifikationspotenzial – schlag nach bei frühen Granada oder Wiener Blond oder von mir aus auch noch bei Folkshilfe oder Attwenger und wie sie alle heißen auf diesem doch sehr breiten Spektrum.
Schon ziemlich cool
Zum Beispiel heißen sie eben auch LD Smash. Der ist spätestens im Coronajahr 2020 mit seiner Musik aufgefallen. Als erstes Signing beim Witwer-Label Strizzico, auf dem mittlerweile ja Ein Gespenst und zuletzt auch Lukas Antos ordentliche Erfolge gefeiert haben. Grundsätzlich spricht dagegen auch bei LD Smash recht wenig – da betätigen wir uns mal als Nostradami. Weil nämlich, erstens die Musik: Kann man wenig dagegen sagen, handwerklich toll gemacht, ganz gemütlicher Akustikgitarrenpop, schöne Melodien für Millionen. Es eckt zwar wenig an, bleibt aber genau deshalb auch eine runde Sache. Zweitens die Texte: die springenden Punkte für die so wichtige Identifikation. Dafür sorgen die ganzen eingängigen und selbst erlebten Geschichten von Saufen, Liebe, (Ver-)Lust und Verzweiflung, aber – und da kommt ein USP ins Spiel – es geht auch um soziales Gewissen, etwa in »Die Wöd geht vor die Hund«. Und das ist schon ziemlich cool. Wenn man das noch sagen kann.
Das Album »Alltagsnummern« erscheint am 3. Mai 2024 bei Strizzico. LD Smash ist am 8. Mai im Flucc in Wien live zu sehen.