Trittbrettfahrer der Emotion: Skateboarden in der DDR. Lena Stölzl berichtet von der Berlinale.
Ein aufgehender Stern des deutschen Filmnachwuchses ist Marten Persiel. So will man zumindest hoffen, wenn man mitkriegt, wie sein Research Footage Film "This ain’t California" in 90 Minuten über die Leinwand fetzt. In dieser – gerade rechtzeitig zur sonntäglichen Premiere fertig gemachten – Dokumentation über die Rollbrettfahrerszene in der ehemaligen DDR werden die akribisch recherchierten Spuren nicht bloß gezeigt, sondern im rasenden Tempo des Schnitts geradezu offenbart. Wie beim Skaten selbst ist Bewegung das Grundmotto der Ästhetik dieses Films, der es nicht zuletzt versteht, die Eigenwilligkeit und Experimentierfreude des aufgespürten Originalmaterials (bunter ORWO-Ost-Film) auf faszinierende Weise zu inszenieren und es so dem verstaubenden Schubladenschicksal zu entreißen. Schließlich handelt es sich hier um eine jener Geschichten, die man nicht sofort assoziiert, wenn man an die DDR denkt und zugleich eine jener Geschichten, von denen man sagen könnte, sie sei zu schön (oder auch zu schrecklich), um wahr zu sein (wobei das Schreckliche im Film nicht explizit ausgeführt, sondern nur angedeutet wird). Dabei vermittelt der Film eine erstaunliche Menge an Wissen ohne groß mit Eckdaten jonglieren zu müssen. Es reicht vollkommen aus, die Erinnerungen mit den passenden Bildern zu beschildern, um bei einer voll besetzten Audienz ein Gefühl für das Wissen hinter den Fakten auszulösen wie ein Trittbrett die Lawine. Ein Film also, der einen fängt wie ein verdammt guter Werbespot und dabei so ehrlich ist wie das Liebesgeständnis eines Kindes. Und es ist ja auch ein Film über die Kindheit. Deshalb spielt die Hexe eine besondere Rolle.
Im Übrigen finanziert sich das Projekt über Crowdfunding – bis dato sind ein Fünftel der Kosten gedeckt, weshalb ich hier mit dem Aufruf an alle schließen möchte, doch zu einer Heldin oder einem Helden der Produktion zu werden, ab €1 aufwärts . Der Film hatte im Rahmen des Berlinale-Programms Perspektive Deutsches Kino am 12.02.2012 Premiere. Ab 15.02.2012 ist auf der Berlinale-Homepage in der Reihe „Made in Germany – Reden über Film“ ein sechs-minütiger Mitschnitt eines Publikumgesprächs nachzusehen.