"A ghost isn’t nothing." Guy Maddin und Udo Kier planen 100 Filme und Lena Stölzl berichtet von der Berlinale.
Mister Guy Maddin – das ist mittlerweile ein alter Haudegen seines von sich für sich selbst geschaffenen Metiers des Psychoexperimentalgrusels. Und wem "My Winnipeg" (2007) oder "Brand Upon the Brain!" (2006) gefallen haben, kann sich nun auf "Keyhole" (2011) freuen, wenn mit Isabella Rossellini und Udo Kier, sowie einem grandiosen Jason Patric, eine Geisterhausgeschichte in (mindestens) fünf Dimensionen erzählt wird. Der Plot ist schnell erklärt: die Geschichte eines Hauses entspricht jener Odyssee, die die Geister in seinem Innenleben antreten, wenn es sich zu erinnern beginnt. Knallharter Expressionismus (mehr schwarz als weiß und mit Lichtern, die zwar leuchten, aber die Dunkelheit nicht erhellen), drehende Perspektiven, unvermittelte Schwenks, düsterer Sound und Close-Ups von Falten und Schweißperlen in verzerrt lachenden oder schreienden Gesichtern – es ist das visualisierte Grauen, bei dem man die Augen doch nicht schließen kann.
Ebenfalls auf der Berlinale zu sehen ist das Ausstellungsprojekt "Hauntings I+II", das sich um die Geister des Kinos dreht und nun – so Guy Maddin und Udo Kier – weiter vertieft werden soll. Beim Publikumsgespräch war nicht zu übersehen, dass Herr Kier und Mister Maddin sich ganz gerne haben, beruflich zumindest. Deshalb wollen sie jetzt auch 100 Filme miteinander drehen, je 25 in Frankreich, England, Brasilien und Kanada. Jede dieser nur wenige Minuten kurzen Aufnahmen wird eine Séance-Performance dokumentieren, in dem verlorene Filme beschworen und als Geister wieder zurück in die Welt geholt werden sollen. Zudem versprachen die beiden – die mittlerweile schon auf dem Weg nach Paris sein werden – eine Homepage, die all diese Filmchen online zur Verfügung stellt.