Lamar legt den Rucksack der Erwartungen beiseite und brilliert mit dem supadupa "To Pimp a Butterfly" an der Speerspitze des Rap.
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Vieles passt beim zur Hoffnung des Rap hochstilisierten Mann aus Compton nicht zusammen. Mit 27 Jahren nicht mehr als Jungspund firmierend ist es nun sein drittes Studioalbum (nach Section.80 und Good Kid, M.A.A.D City), die einen mächtigen Impact auf die Szene haben wird. Mentoren wie Dr. Dre und Kanye würden einen gewissen Sound vermuten lassen. Doch alles klingt anders und besser.
Echter Jazz und Funk
Weder der bombastisch slicke Beat noch ein übergroßes Ego der Selbstreferenz lassen "To Pimp A Butterfly" stranden. Dafür wird vom Guten zitiert, was die Rille hält. Old School mit dem Instinkt für den real Sample der frühen Groove Hunde wie Ayers oder Heron. Gäste wie George Clinton, die Stimme der Isley Brothers, Tupac Worte oder – omnipräsent und doch dope – Snoop himself. Also echter Jazz und Funk ganz ohne Hochglanzpolitur. Nein, das hat er nicht alleine im Kämmerchen aus einem lonesome genius mind heraus gebastelt. Thundercat von der Low End Theory Posse um den heutigen RZA aka Flying Lotus hat mit Taz Arnold da entscheidend Hand und seinen Bass angelegt. Ein weise Wahl, die sich aus einer Kollaboration ergeben hat und ihren Weg nehmen musste.
Ohne 0815-Goldketterl
Das pickt wie nur irgendwas. Eine tiefe Verneigung vor den glänzenden Tagen der West-Coast. Was die Sache abseits des fein ziselierten Soundbildes eines Jazzmatazz so richtig groß macht, ist sein unglaublich runder Flow mit den für heutzutage so ganz und gar ungewohnten Worten an Einstellung ohne dem 0815-Goldketterl. Politisch wie gesellschaftlich klar positioniert gibt es genug Attitude für eine ganze Generation. Emotion, Liebe, ein wenig Psycho und der Glaube an die gute Zukunft stehen da vorne. Ohne in Hass zu verknöchern, den Witz zu verlieren, der festen Form zum Opfer zu fallen. Dafür echte Musik und gewandte Lyrics. Man darf geneigt mit der Zunge schnalzen. Fuck die Raupe, du geiler Schmetterling.
"To Pimp a Butterfly" wurde gestern (16.3) – früher als eigentlich geplant – veröffentlicht.