Modecenter gelingt gleich mit dem Debütalbum ein Volltreffer: feinster Postpunk, bei dem alles perfekt sitzt.
Funfact: Suchmaschint man nach der Debüt-EP von Modecenter namens »Mode für jung und alt« aus dem Vorjahr, kommt: »Pastell und Schwarz-Weiß liegen im Trend.« Das ist lustig, weil: Hier ist alles Schwarz oder Weiß, je nachdem – was gut ist. Hier gibt es keine Zwischentöne, oder was auch immer Pastell in diesem Zusammenhang sein soll. Überhaupt: Wäre der Name der Gruppe Programm, müsste man den Sender wechseln. Dass eine Band namens Modecenter die Sache mit dem Konsum, dem Turbokapitalismus eher nur so halb gut finden kann, ist irgendwie logisch, wenn, was das Label anbelangt, auch noch Numavi und A-Lo Records oben steht, umso mehr – die sind da einschlägig vorbelastet.
Was David Bauer, Hannes Gruber, Dieter Kienast und Michael Schneeberger hingegen richtig gut finden, ist bereits mit den ersten Klängen auf ihrem Debütalbum mehr als klar erkennbar. Und, das muss man sagen: An Geschmacksverwirrung leidet die Gruppe keinesfalls (ein weiterer Unterschied zu den meisten Modecentern). Was mit einem simplen Drum-Fill beginnt, mit der einsetzenden schweren Gitarre, den desperat geschrienen Vocals, ist nur ein milder Vorgeschmack darauf, was mit den zehn Stücken folgt. Nämlich: Atemberaubend intensiver und gleichzeitig so unglaublich druckvoller und musikalisch zu jedem Zeitpunkt höchst gefälliger Postpunk mit kleinen Anleihen bei dem, was wir Noise nennen.
Jeder Anschlag, jeder Kick in die Bassdrum, jede Note ist ein Schlag in die Fressen dieser unzähligen Bands, die ihr Leben lang scheitern, eine so gute Platte in die Regale zu stellen. Da sitzt einfach alles perfekt (bitte hier einen Modecenter-Witz einsetzen), maßgeschneidert für diesen unbändigen Sound. Wer ihn zu Hause hört, schult beim Nicken die Muskulatur auf Stiernacken, ebenso die sonst mit dem Besen anklopfenden Nachbar*innen. Mit Live-Spielen war noch nicht viel, die Band gibt’s erst seit dem Vorjahr. Die Antwort auf die Frage nach den Hits ist mit »(fast) alle« richtig gegeben. Wenn es nur einen geben darf, dann vielleicht das ekstatische »187«. Wer ein besseres österreichisches Postpunk-Album kennt, soll sich bitte unter der Redaktionsanschrift melden.
Das Album »Modecenter« von Modecenter ist am 23. Juli 2021 bei Numavi / A-Lo Records erschienen. Die nächsten Konzerttermine der Band lauten: 21. August, Ottensheim, Open Air — 10. September, Wien, Waves Festival.