Musik im Spiel: Von Super Mario bis Skyrim

Ob bewusst oder nicht: beim Zocken spielt das Ohr mit. Mittlerweile funktionieren immer aufwendigere Soundtracks als zentraler Bestandteil vieler Videospiele – und noch darüber hinaus. Über Kult von damals und Highlights von heute.

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Musik für Games ist mittlerweile fast zu einer eigenen Sparte in der Musikindustrie geworden. International angesehene Orchester gehen auf Tour und performen ganze Konzerte mit Musik, die eigens für Video Games komponiert wurde. Bekannte Rock-, Pop-, und Hip Hop-Künstler sind in Spielen zu hören. Hobby-Gitarristen haben eigene Youtube-Channels und covern längst nicht mehr nur Musikthemen aus bekannten Filmen. Youtube-Star Lindsey Stirling ist durch ihre Geigeninterpretationen bekannter Game-Musik groß geworden. Etliche Spiele der letzten 20 Jahre wurden von einigen der renommiertesten Filmkomponisten vertont, und während zu Beginn der Gaming-Geschichte aus technischen Gründen auf rein synthetische Klänge zurückgegriffen wurde, werden die Soundtracks heutzutage häufig mit echten Orchestern aufgenommen. In vielen Fällen steht Spielemusik dem Bombast, der Qualität und dem Produktionsaufwand der musikalischen Untermalung von großen Hollywoodstreifen in nichts nach. Inbesondere RPGs, also Rollenspiele, in denen man selbst der Held ist, warten oftmals mit besonders eindrucksvollen, atmosphärischen und epischen Klängen auf, wodurch es noch leichter wird, sich in der Fantasiewelt ganz wie zu Hause zu fühlen.

Die Musik ist aus dem Lieblingsspiel kaum wegzudenken, denn genau sie es, die – oft unterbewusst – so maßgeblich zum Empfinden und Erlebnis beiträgt. Selbst wenn die Grafik von früheren Spielen schon längst veraltet ist: viele unverwechselbare Melodien sind bis heute in Erinnerung geblieben. Mit der Entwicklung zu aufwendiger produzierten Game-Soundtracks schaffen es gerade in den letzten Jahren einige Stücke, über die virtuelle Welt hinaus auch für sich allein stehen zu können.

Ein kleiner musikalischer Streifzug von MIDI bis Orchester, von den kultigen Anfängen bis zu den beeindruckendsten Soundtracks der letzten Jahre.

Die 80er

Die erste Nintendo-Konsole Mitte der 80er war ein Riesenerfolg und die Beliebtheit von Spielen wie Donkey Kong oder Mario Bros. spornte Entwickler an, mehr zu wagen. Nicht nur Grafik und Rechenleistung verbesserten sich, es entstand außerdem eine einzigartige Form von elektronischer Musik, begründet auf den experimentellen Sound Bites der Arkadenspiele sowie neuer Frequenztechniken. Es begann ein Prozess, in dem Komposition zunehmend bedeutender wurde.

Mit seiner Musik zu dem Spiel Super Mario Bros. hauchte Komponist Koji Kondo der bis dato einheitlichen Welt der Videospielmusik mit jazzigen Nummern und Einflüssen aus der Klassik neues Leben ein und ebnete so kurzerhand den Weg für ein neues Genre.

Ebenfalls aus der Feder von Kondo stammt die Musik zu dem 1986 erschienenen Spiel The Legend of Zelda. Bis heute zeichnet er hauptverantwortlich für den Soundtrack des Franchise und das ikonische, in allen bis dato erschienenen Teilen wiederkehrende Hauptthema“Overworld“.

1987 erschien Nobuo Uematsu auf der Bildfläche, der von manchen als der größte Komponist bezeichnet wird, den die Videospielindustrie je gesehen hat. In einer Zeit elektronischen Gepiepses strotzte seine Arbeit für das Final Fantasy-Universum voller aufregender Melodien und üppiger Harmonien.

Die 90er

In den frühen 90ern war Sonic the Hedgehog bei unzähligen Kindern und Jugendlichen „in“. Komponist Masato Nakamura baute auf dem Erfolg von Kondos Musik für Super Mario auf, doch verleihte er seinem Soundtrack eine funkigere Note. Der Titeltrack von Sonic wurde mindestens so populär wie sein Vorbild und die von Nakamura für jedes Level noch zusätzlich kreierten, individuellen Musikstücke sind bis heute unverkennbar.

Während Konsolen in den 80ern das Größte waren, wurde im neuen Jahrzehnt der Computer für die Spielewelt interessant. Das Abenteuerspiel Myst, das 1991 erschien, war das erste Computerspiel, das für seine Musik mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Der Soundtrack wurde mit großer Betonung auf dem Ambiente mit Synthesizern komponiert.

Es folgten kreative Einsätze von Computer MIDI Sounds, so etwa beim kultigen Ego-Shooter Doom von 1993, für das Robert Prince durch den geisterhaften Mix aus Hard Rock und Synthesizer eine beklemmende Stimmung erzeugte.

Heart of Darkness von 1998 war das erste Spiel mit originaler Musik von einem wirklichen Orchester. Sie wurde vom Oscar-prämierten Komponisten Bruce Broughton geschrieben, der auch schon den Kultfilm Silverado vertont hatte.

Um die Jahrtausendwende arbeitete Michael Hoenig an Baldur’s Gate und seine heroisch-fantastische Klangwelt zählt bis heute zu den extravagantesten Spielemusiken.

Während die ersten Sims-Spiele noch mit MIDI-Arrangements arbeiteten, kreierte der Jazzmusiker Jerry Martin Instrumental- und Elektro-Kompositionen für das dritte Spiel der SimCity 3000-Reihe im Jahre 1999. Zu dieser Zeit vertonte Nobuo Uematsu gerade das achte Final Fantasy-Spiel.

2000…

2002 veröffentlichte der Komponist Jeremy Soule seinen 30. Videospiel-Score und wahrscheinlich sein magnum opus: den Soundtrack zu Morrowind, dem dritten Spiel in der Reihe The Elder Scrolls. Es folgte das vierte TES-Spiel, Oblivion, und 2011 mir Skyrim Teil Fünf, wobei die Musik jedesmal noch bombastischer wurde bis Soule schließlich mit einem 30-köpfigen Chor aufwartete. Hier das Titelthema im Vergleich.

Als eines der bedeutendsten und erfolgreichsten Computerspiele gilt das 2004 erschienene Multiplayer-Online-Rollenspiel World of Warcraft, für dessen Soundtrack das Entwicklerstudio Blizzard Entertainment definitiv ebensowenig weder Kosten noch Mühen scheut wie für jeden anderen Aspekt des Franchise. Kreative Köpfe wie Jason Hayes, Russell Brower, Neal Acree und viele andere haben in den vergangenen zwölf Jahren stimmungsgeladene Werke für alle Spielerweiterungen geschaffen und erst ihre Trommeln, Streichquartette, Orchester und Kinderchöre sind es, die WoW zu dem machen, was es ist.

… and beyond

Spielemusik erfährt noch nicht lange Beachtung durch Award-Shows und trotz der zentralen Rolle, die sie für das Zocker-Erlebnis einnehmen kann, wird sie auch in der Gaming-Presse nicht maßgeblich behandelt. Geschmäcker sind verschieden und für manche hat die musikalische Untermalung ihrer virtuellen Abenteuer sicherlich auch weniger Stellenwert als für andere. Gerade in den letzten Jahren konnte das ein oder andere Game mit fast epochaler musikalischer Untermalung punkten. Die Liste wäre entsprechend lang und auch abseits der großen Konzerne tut sich etwas. Im letzten Jahr viel beachtet: Der Soundtrack für den 2D Action Role Play-Game Hyper Light Drifter,  das via Kickstarter finanziert wurde und für dessen Musik dank reger Beteiligung wohl genug Budget blieb.

Dieser Beitrag ist im Rahmen des Multimedia-Ateliers am Institut für Journalismus & Medienmanagement der FH Wien der WKW entstanden.

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