In letzter Zeit wird mehr übers Grapschen geredet als sonst. Wir haben uns dieses komplexe Thema mit Blick auf die Clubs in diesem Land angesehen.
Anna und Elke (beide 24) besuchen meistens kleinere Studenten-Lokale. Sie geben zu aufdringlichen Leuten selbst klar zu verstehen, dass das nicht geht, bevor andere eingeschalten werden. „Ich finde, jedes Mädel sollte immer auszucken, wenn sie angegrapscht wird. Von mir aus auch ein bisschen zu viel. Dann wird es denen auch mal zu blöd«, sagt Anna. Sie empfindet Grapschen als Erniedrigung, als Machtspiel. Wenn sie sich ehrlich ist, ist sie aber nicht sicher, wie weit sie gehen soll. Vor ihren Freunden will sie nicht diejenige sein, die den anderen den Abend damit versaut.
»Da ist auch ein gewisser Emanzipationsgedanke dahinter, nicht gleich zur Security zu gehen. Und vielleicht auch die Unsicherheit, dass etwas ja doch unabsichtlich gewesen sein könnte«, meint Katharina Seidler dazu. Eine echte Lösung kann das für sie aber nicht sein. Es müsse ein Umdenken in der Gesellschaft einsetzen, das Frauen mehr Rückhalt in diesen Belangen gibt. »Ich könnte mir auch vorstellen, dass sich bei Partygängern etwas ändert, wenn man den Gedanken schon mal öfter durchgedacht hat, dass man etwas sagen muss«, sagt Katharina.
Auf Aufriss
In manchen Clubs gibt es Ansätze, wie man mit Belästigung umgeht. In der Grellen Forelle werden bereits testweise Personen eingesetzt, die Signalfarben tragen um aufzufallen und einerseits Ansprechperson sind, andererseits aber auch als Abschreckung dienen sollen. Sie achten aktiv auf Belästigungen auf der Tanzfläche. Die Leute sollen wissen, zu wem sie gehen können. »Den Clubbesuchern steht natürlich auch unser ganzes Personal für jegliche Belange zu Verfügung. Also nicht nur die Security, sondern auch zum Beispiel das Bar-Personal«, sagt Johannes Piller, manchmal Schreiber für The Gap, mittlerweile vor allem Chef-Booker der Forelle.
Zwei andere Clubs haben auch ihre eigenen Aktionen gestartet. Im Rhiz hängen seit einiger Zeit Hinweise, die Besucherinnen dazu aufrufen, zum Bar-Personal zu gehen, wenn »euch jemand beim Tanzen zum Beispiel blöd anmacht.« Peter Nachtnebel, Manager des Fluc, will mit der »Got It?«-Initiative die Besucher dazu ermutigen, Belästigungen aufzuzeigen. Gleichzeitig strebt er eine Zusammenarbeit aller Wiener Clubs an, damit jeder weiß, bei wem man sich melden kann, falls es Probleme gibt.
Manche Clubs haben also realisiert, dass ein paar wenige unangenehme Leute die Atmosphäre eines Abends zerstören können. Und sie tun etwas dagegen. Natürlich hat jeder Club dabei seine eigenen Regeln und sein eigenes Publikum. Wer es zu lange duldet, wird früher oder später vermutlich einfach immer weniger weibliche Gäste haben. Letztlich sind die Clubs aber nicht vollkommen allein dafür verantwortlich, etwas gegen Grapscher zu tun. Es braucht auch die Courage der Besucher. Klar, in einem Club gelten andere Regeln wie in einem Büro. Wenn man dort nicht mehr tanzen, trinken und schmusen kann, egal ob nüchtern oder zugedröhnt, hängen bald alle nur mehr fad auf Tinder und Facebook rum. Aber wenn es sich etabliert, sexuelle Belästigung im Club zu konfrontieren und zu melden, wenn es zu viel wird, kann sich das herumsprechen und für sich alleine schon abschreckend wirken. Und dann braucht es den neuen Paragraphen auch nur im Notfall, um das mit dem Sex im Club zu regeln.
Und wie soll oder kann ich jetzt auf Grapscher reagieren?
Sag laut, was dir nicht passt. Mach klar, was du davon hältst, ungefragt angetatscht zu werden. Wenn ein eindeutiges Nein beim ersten Mal nicht hilft, lauter werden, damit die Leute um dich herum darauf aufmerksam werden.
Mach ein Foto (optional). Es hilft, notfalls genau zu wissen, wie jemand ausgesehen hat. Egal, ob man es tags drauf mit Freunden oder vielleicht sogar auf Facebook anspricht.
Such Freunde und Bekannte. Eine Gruppe wirkt oft abschreckend. Und wenn es gute Freunde sind, können sie dem Grapscher auch zu verstehen geben, dass eine Grenze überschritten ist.
Geh zur Security. Dafür sind sie da. Sie werden ein Gespräch mit dem Täter suchen und je nachdem wie dieser reagiert, kann es zu einem Rauswurf kommen. Wenn der Täter schon bekannt ist, kann auch ein Hausverbot folgen.
Ruf die Polizei. Es ist niemals deine Schuld, dass andere Leute Idioten sind. Du hast ein Recht, dich in einem Club wohlzufühlen. Abschreckend wirkt die Polizei jedenfalls. Bei besonders schlimmen und unangenehmen Fällen kann demnächst Anzeige erstattet werden.