Seit 12.7. hat Niko Alm einen neuen Führerschein. Das Besondere: er trägt darauf ein Nudelsieb. Normalerweise wäre das verboten. Doch er ist gläubiger Pastafari.
Wir haben deine Geschichte in unsrem Magazin ein bisschen mitverfolgt und immer wieder berichtet. Was ist jetzt seitdem passiert?
Die Amtsärztin hat mir sofort bescheinigt, dass ich psychisch gesund bin. Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen Menschen, die eine amtsärztlich bestätigte Auskunft haben, dass mit ihnen alles in Ordnung ist. Daraufhin hat das Verkehrsamt reagieren müssen und hat mich neuerlich vorgeladen – mit einer Vorladung ohne zeitliche Angabe. Das war mir aber zu aufwendig, das wollt ich nicht. Ich wollte entweder einen negativen Bescheid haben oder eben den Führerschein ausgestellt…
Später bin ich draufgekommen, dass sie tatsächlich diesen Führerschein ausgestellt und ihn dann einfach liegen gelassen haben. Das dürfte Ende 2009 schon gewesen sein…
Du hast den Führerschein jetzt und bist quasi seit gestern… eine Leitfigur der Pastafari und somit ein Hohepriester einer Religion, wie geht man als Atheist damit um?
Die „Church Of The Flying Spaghetti Monster“ ist ja so etwas wie die inoffizielle Religion der Atheisten, das ist ja als Persiflage zum Kreationismus entstanden. Nachdem in den US-amerikanischen Schulen Kreationismus gelehrt werden darf, kann man versuchen die Auswüchse mit deren eigenen Waffen zu schlagen. Dementsprechend hat Bobby Henderson diese Kirche gegründet, ein Evangelium geschrieben und das können natürlich viele Menschen guten Gewissens unterstützen.
Machst du dir Sorgen, dass du für Verwirrung sorgst mit dieser Mischung aus Unglaube und Sektentum?
Leute, die das bewusst missverstehen wollen, verstehen das natürlich nicht oder wollen das nicht verstehen. Aber es gibt da nur Verwirrung, wenn man das alles wörtlich nimmt, denn die meisten wissen, wie das gemeint ist.
Du bekommst gerade viel Medienaufmerksamkeit und da fällt gerade das immer wieder auf. So hat etwa die Tageszeitung Heute das 1:1 ohne Brechung übernommen.
Ich freue mich, dass Heute das eins zu eins übernommen hat, weil ich irgendwie finde, dass Heute das mit demselben trockenen Humor ohne ins Satirische zu gehen wiedergibt. Ich bin ich der festen Überzeugung, dass die Mehrzahl der Leute es trotzdem richtig versteht. Es bedarf also auch von der Medienseite her nicht unbedingt Aufklärung darüber, wie diese Aktion zu verstehen ist. Ich glaube das erklärt sich in weiten Teilen von selbst, auch in Medien wie Heute.
Es zeigt sich bei den Medienberichten auch die Einstellung einzelner Redakteure. Wie gestern in dem Bericht in Wien Heute (ORF 2, 12.07.2011), der mit der Frage endet: „… ob solche Aktionen, den wahren Glauben ersetzen können?“
Hoffentlich! Ein guter Teil der Dinge, die ich tue, soll ja auch dazu führen, dass andere Menschen sich outen und darüber nachdenken. Die zweitgrößte Religion oder Bekenntnissgemeinschaft in Österreich ist die der Menschen, die kein Bekenntnis haben, also die der Konfessionsfreien. Das ist über ein Viertel der Bevölkerung, über zwei Millionen Menschen – und natürlich will ich damit auch erreichen, dass sich die miteinander solidarisieren.
Ich hab den Beitrag in Wien Heute nicht gesehen, aber wenn die meinen, dass das irgendwie etwas anderes ist als der „wahre Glaube“ dann muss man genau an dem Punkt ansetzen, und fragen: Was hat‘s da mit dem wahren Glauben auf sich? Wo ist denn der Unterschied zwischen Transsubstantiation und dem Flying Spaghetti Monster? Es gibt keinen. Es ist beides pures Märchen, pure Erfindung und nur weil etwas mehrere tausend Jahre tradiert ist, ist es kein bisschen wahrer, als wenn es gerade eben erst erfunden wurde.
Angst vor der nächsten Polizeikontrolle?
Nein. Also erstens ist auf diesem Bild das Nudelsieb kaum zu erkennen und Polizeikontrollen werden meistens in Dunkelheit durchgeführt. Selbst wenn jemand mich wiedererkennen sollte, ich hab Pannendreieck und Warnweste bei mir, fahr nicht alkoholisiert – vorm Blasen hab ich sozusagen auch keine Angst also wird schon nichts passieren.
Die Ereignisse fallen gerade zeitlich mit dem Volksbegehren gegen die Kirchenprivilegien zusammen. Du bekommst dafür auch im Ausland ein bisschen Medienpräsenz. Wie sieht das eigentlich im Ausland mit den Kirchenprivilegien aus?
Die ausländischen Staaten haben das mit der Laizität, beziehungsweise der Trennung zwischen Staat und Religion sehr unterschiedlich geregelt. Also, es gibt eigentlich sehr wenige laizistische Staaten. Darunter fallen unter anderem die USA, die zwar am Papier eine derartige Trennung haben aber de facto kommt in allen Amtshandlungen irgendwo Gott auch vor. Das ist also keine echte Laizität. Die Vorbilder sind da eher Schweden, kurioserweise UK, oder die Türkei sehr, sehr bedingt natürlich, weil sich dass dann in der gesellschaftlichen Ebene nicht wiederfindet. Frankreich bis zu einem gewissen Maß.
Was man bei dieser Führerscheinsache ergänzen muss: Ich hab versucht das in Gesetzestexten zu recherchieren. Diese explizite Ausnahme einer religiösen Kopfbedeckung, hab ich nirgends gefunden, das hab ich ausschließlich in diesem Folder von Hubert Gorbach gefunden. Einen entsprechenden Erlass oder Bescheid hab ich einfach nicht gefunden.
Wie geht‘s weiter? Wirst du Messen für die Pastafari lesen?
Im übertragenen Sinn ja, ich plane auf jeden Fall eine Pasta-Party zu machen. Ich möchte, dass die Church Of The Flying Spaghetti Monster eine offiziell anerkannte religiöse Gemeinschaft ist. Dazu braucht man in Österreich 300 Mitglieder und ich muss jetzt nur 300 Menschen dazu motivieren ein Antragsformular zu unterschreiben.
Das sollte bei der Medienpräsenz nicht so ein Problem sein.
Ich ärgere mich, dass ich‘s jetzt noch nicht vorbereitet habe…
Wo können sich Nachahmungstäter hinwenden, die gerne mitmachen wollen?
Also wer auch immer sich einen derartigen Scheckkarten Führerschein ausstellen lassen möchte, kann ja sein Glück versuchen und sich mit einer religiösen Kopfbedeckung fotografieren lassen. Ich hab auf jeden Fall einen Präzedenzfall geschaffen und gemäß dem Grundsatz, Gleichheit vor dem Gesetz, müssten jetzt eigentlich weitere Führerscheine mit der Kopfbedeckung ausgestellt werden.
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Eine Gemeinschaftsproduktion mit diewahrheit.
