Clubs sind manchmal auch Zeitpunkte. Persönliche Bezüge, die irgendwann verschwinden. Die Welt dreht sich weiter. Das ist okay.
Das war’s dann also. Wenn dieser Text erscheint, hat die Pratersauna, wie wir sie kennen, endgültig ihre Pforten geschlossen. Dem voraus ging nicht nur ein gut besuchter Jänner, sondern auch eine Reihe von emotionalen Afterhours, Facebook-Postings und Erinnerungen.
Wenn sich alle einig sind, muss man oft vorsichtig sein. In diesem Fall nicht: Es war eine großartige Zeit, und die Pratersauna-Macher Stefan und Hennes haben unglaublich viel für Wien getan. Trotzdem tauchten die Tränen eher bei der alten Garde auf, also den Leuten, die das Glück hatten, in den Jahren 2009 bis 2012 das richtige Alter und das richtige Level an Coolness zu haben, um die Goldenen Jahre bewusst mitzuerleben. Am Beispiel der Sauna lässt sich gut nachvollziehen, dass Clubs manchmal eben nicht nur Orte, sondern auch Zeitpunkte sind, die man miterlebt haben muss, um ihre Bedeutung für diese Menschen zu verstehen.
Städte und ihre Lokale verändern sich ständig. Und so kommt man meist schon mit knapp 30 Jahren in den Genuss der Nostalgie. Diesem seltsamen Gefühl, gleichzeitig traurig, glücklich, aber auch ein wenig entwurzelt zu sein. Dass die Bezugspunkte, die man sich in seinen 20ern erarbeitet hat, langsam aus dem Stadtbild verschwinden. Das kommt in Wellen und war schon bei der Meierei nicht anders. Im Zeit Magazin beschrieb letztens eine Autorin dieses Gefühl für Berlin: Dass sich die Stadt ohne Bar 25 und Picknick-Club irgendwie nicht mehr wie ihre anfühlt.
Wenn Dinge verschwinden, schaffen sie auch Raum für Neues. Das ist der Lauf des Lebens. Eine Generation an Partygängern wird älter, kriegt Jobs, Kinder und verträgt die Drogen nicht mehr so gut. Wenn der neue Pratersauna-Pächter Martin Ho in Interviews sagt, dass er diese Leuten gerne als Gäste hat, sie aber nicht mehr als Kernpublikum sieht, dann hat er damit vor allem eines: Recht. Seine Gäste sind die heute 22-Jährigen, die sich ebenso ihre Lokale erarbeiten sollen, genau wie es die Generation davor getan hat.
Der amerikanische Dichter Robert Frost hat die beruhigendsten Worte hinterlassen, die ich kenne: „In three words I can sum up everything I’ve learned about life: it goes on.“ Farewell, Pratersauna.
Jonas Vogt war lange Autor bei The Gap, dann zwei Jahre Chefredakteur bei Noisey. Er wird hier regelmässig seinen Blick auf die Clubs dieser Stadt richten. Jonas Vogt ist auch auf Twitter sehr witzig.