Der wunderbare Nils Koppruch ist abgetreten. Ob als gewandter Kopf von Fink, zerbrechlicher Americana-Solist oder aktuell mit Kid Kopphausen – der Mann traf das Herz mit und ohne Pfeil.
Dann lag ich eine Weile lang im Koma
Jetzt bin ich endlich wieder wach
Und ich hab Euch Blumen und Pralinen vom Arsch der Hölle mitgebracht
Ich lerne langsam wieder laufen und sprechen
Ich gebe den Dingen einen Namen
(Das Leichteste der Welt)
Vielleicht bis dann, ansonsten bis bald. So verabschieden sich Kid Kopphausen mit einer Ankündigung für die weitere Tour ab 27. Oktober. Das wird es so nicht mehr spielen. Die Combo um Nils Koppruch zusammen mit Gisbert zu Knyphausen hat ihren Kopf verloren. Die alte Hamburger Schule einen Altvorderen als Hoffnung zu neuer Stärke. Der wunderbare Nils ist mit 47 Jahren abgetreten, hinterlässt seine Familie mit Sohn.
Gott spricht nie und schlägt nie an meine Tür
Meine Schwester sagt dafür kommt er zu mir
Mir erzählt er jedes Sandkorn ist gezählt
Und dass Zeit zu Ende geht und ich bin ausgewählt.
(Meine Schwester)
Was für ein Mann, der beinahe zwei Jahrzehnte den deutschen Indie mit den deepen Spielart-Einflüssen des amerikanischen Blues bis Americana veredelte. Den einstmals großen Mind dieser Songwriter-Szene in unsere Sprache zu transponieren, die eigene Note als Schlagobers-Krönung platzierend. Als einer der wenigen Köpfe solchen Monolithen wie Rio Reiser oder dem nur unwesentlich älteren Sven Regener eigenen Glanz gegenüberstellen konnte. Eine Dekade legte er mit der Band Fink funkelnde Gourmet-Ware in die Trash-Landschaft. Solo speckte der sympathisch tiefsinnige Koppruch den Sound mal ab und bot seine offene Brust der Zerbrechlichkeit eines Wortes, der letzten verschluckten Silbe. Die Furcht vor der Nacht war ihm wohlbekannt, die tiefe Liebe zum keimenden Tag als Prinzip Hoffnung der Anker. Beinharte Selbstreflexion ohne süßlichem Pathos, einfach so hingestellt. Stimmig malte er unter SAM. und war hochaktiv mit Ausstellungen wie als Betreiber einer eigenen Galerie.
Wie lang ist der Weg in den Tag,
der die Nacht in den Morgen entlässt?
Weißt du, da will ich hin.
Und ich frag mich, wie lang ist der Weg?
(Immerhinda)
Was für eine Scheiße, Nils. Jetzt bist du am Ende und Anfang zum neuen Weg … uns nur mal schnell die vorreservierten Blumen und Pralinen vom Arsch der Hölle sichern, einen im unrasierten Mundwinkel gut versteckten Grinser versteckend kostenlos anbei, wie der wissende Barkeeper, der so legere ungefragt und ganz nebenbei den besten Drink über die Bar schiebt.
Auf Dich.
R.I.P.