Eigentlich schreibt Wilhelm Genazino seit Jahren an einem einzigen großen Roman, von dem er regelmäßig Teile publiziert. In ihm durchwandert die Hauptfigur als kritisch-melancholischer Beobachter eine Großstadt, unterbrochen von diversen alltäglichen Zumutungen und Krisen, nicht zuletzt sexueller Natur.
In der aktuellen Folge ist es ein freier Architekt, der sich mit banalen Aufträgen eines Architekturbüros über Wasser hält. Freundin Maria unterbricht seinen Weltekel regelmäßig mit gutem Sex, nervt dafür mit unzumutbaren Alltagswünschen, wie dem nach einer Urlaubsreise. Sand in dieses gut eingespielte Getriebe bringt der überraschende Tod eines Bekannten und Kollegen … Bekannt wurde Genazino Ende der 70er Jahre durch seine Abschaffel-Trilogie, die das entfremdete Leben eines Büromenschen minuziös schildert. Das von Genazino in »Wenn wir Tiere wären« kurz beschriebene Büroleben ist leider immer noch das von vor 40 Jahren und wirkt angesichts seines sonst so präzisen Realismus anachronistisch. Trotzdem verwöhnt Genazino seine Leser auch in diesem kurzen Roman mit literarischer Beobachtungskunst auf hohem Niveau.