Der dänische Produzent scheitert auf hohem Niveau an seinem Debütalbum, legt damit aber eine großartige Sammlung an Primetime-Krachern hin.
Manchmal bietet ein Promo-Text dann doch noch Überraschungen. Zum Beispiel, dass der Produzent mit dem Namen Kölsch Däne ist und wirklich so heißt. Also eigentlich Rune Reilly Kølsch. Aber die Geschichte ist so gut, dass man über diesen Schönheitsfehler problemlos hinwegsehen kann. Man kennt den Kölsch von seinen Brechern »Loreley«, »Opa« und »Goldfisch«, die er im Rahmen der legendären Speicher-Reihe von Kompakt veröffentlicht hat. Jetzt legt er mit »1977« seine erste Langspielplatte vor. Wobei, dann doch wieder nicht. Denn eigentlich ist es dann doch wieder eine Sammlung von Primetime-Krachern geworden.
Kölsch haut Granaten raus, das einem die Kinnlade hinunterklappt. Seine Tracks funktionieren auf Ibizia wie im schwitzigen 200-Mann-Club. Sie sind sonnig, discoid, durchsetzt mit Rave- und Acid-Parts. Häufig alles gleichzeitig. Zusätzlich zu den bereits bekannten A- und B-Seiten finden sich auf »1977« genug neue Tracks wieder, die sich eigentlich alle eine eigene 12“ verdient hätten: »Bappedekkel«, »Zig«, »Silberpfeil« usw. Aber trotzdem wird man mit der Zeit das Gefühl nicht los, dass »1977« als Album schlechter ist als die Summer seiner einzelnen Teile. Kölsch hat sicher versucht seinem Album eine Klimax zu geben. Mit „All That Matters“ hat sich sogar eine richtige Ballade eingeschlichen. Und doch wirkt es über die volle Länge atemlos. Man fühlt sich bei jeder Nummer genötigt, die Arme in die Luft zu reißen. Das ist aber ein Gefühl, dass sich über 13 Tracks schwer aufrechterhalten lässt. Wenn man so will, ist Kölsch auf hohem Niveau daran gescheitert, ein Album vorzulegen. Und hat dabei eine Hit-Sammlung geschaffen, die ihresgleichen sucht. Hätte bei weitem schlimmer kommen können.
