Düsteres Pop-Album mit Anleihen von Wave, Trip Hop und Folk, das zwar mit jedem Durchlauf schlüssiger wird, aber seinen Spannungsbogen nicht über die volle Länge halten kann.
Traditionelle englische Folkmusik fristet in zweierlei Hinsicht (weitgehend) ein Schattendasein. Erstens kennt man sie außerhalb der Insel kaum, und zweitens hat sie oft einen morbiden Touch. Ihre Themen sind die Trauer, die unerfüllte Liebe, der Tod.
Die Liebe zum dunklen Teil der Musikgeschichte war es, die das Duo Snow Ghosts laut eigenen Angaben zusammengebracht hat. Die eine Hälfte, Ross Tones aka Throwing Snow, ist bisher vor allem als Remixer in Erscheinung getreten. Er war auch Vorgruppe für Tom Yorkes Atoms For Peace – was musikalisch durchaus Sinn macht. Der Produzent aus dem Fabric-Umfeld hat eine Vorliebe für Clicks&Cuts, die er mit dem Radiohead-Frontman teilt. Gemeinsam mit der Sängerin Augustus Ghost hat er mit „A Small Murmuration“ ein Album vorgelegt, das seinem düsteren Anspruch gerecht wird.
Anfangs scheint es, die Platte könne sich nicht wirklich entscheiden, was sie will. Recht klassische (Neo)Folk-Guitarpicking-Songs („Time Listens“), Depeche Mode-Nummern („Gallows Strung“), poppige Witch House-Tracks („And The World Was Gone“), brandaktuelle Trip Hop-Anleihen („Secret Garden“) – scheinbar nichts, was es nicht gibt. Zusammengehalten wird das Ganze erstens durch Throwing Snows Liebe zu Streichern und schweren Synthies, zweitens durch Ghosts flehenden, klagenden, aber auf die Dauer auch recht eindimensionalen Gesang.
„A Small Murmuration“ wird zwar mit jedem Durchlauf schlüssiger, kann seinen Spannungsbogen aber nicht über die volle Länge halten. Etwas mehr stimmliche Vielfalt hätte dem Album wohl gut getan. Unterm Strich bleibt aber ein ziemliches waviges, klickerndes, düsteres, aber blitzsauber produziertes Pop-Album mit einer ganzen Reihe guter Nummern.