Es gibt nichts Langweiligeres und Uninspirierteres, als in die allgemeine Hähme einzufallen und auf Justice einzuprügeln. Leider gibt es keine andere Möglichkeit als das zu tun.
Man kann Justice nicht den Vorwurf machen, sie hätten mit „Audio, Video, Disco“ ihr extrem erfolgreiches Debutalbum „†“ schlicht abgekupfert. Und ja eh, die Haare liegen immer noch gut bzw. kleben auf die richtige Art und Weise unter der Oberlippe. Prinzipiell spricht ja auch überhaupt nichts dagegen, wenn eine Band bei ihrer zweiten Platte „weiterentwickelt“ (#plattenfirmendeutsch). Nur sollte man dann trotzdem ein gutes Album machen.Und das haben Justice definitiv nicht.
Um es kurz zu machen: „Audio, Video, Disco“ bringt den Prog-Rock zurück. Und den hat nun wirklich niemand vermisst.
So klingen die alten Stärken von Justice (einfache Beats, sägendenden Synthies, das Ganze gepresst in handliche 4:00-Minüter, die sich in der Hipster-Bar genauso gut machen wie auf der Maturareise) nur stellenweise durch. Stattdessen gibt’s viel komischen Gesang, endlose und immer gleiche Instrumentalparts und schneidende, sich in den Vordergrund drängende Gitarren, bei denen man sich teilweise im „Mario Kart“-Soundtrack wähnt.
Das Ganze funktioniert bei „Civilization“ und „Helix“ eh noch ganz gut, wobei sich auch letzteres irgendwann in entbehrlichen Spielereien verliert. „Brianvision“ hingegen klingt nach dem langweiligen RHCP-Song, den man auch früher immer schon weitergeskippt hat. Der (mutmaßlich haarige) Spandex-Männerchor von „Ohio“ geht wirklich überhaupt nicht. „Canon“ beginnt mit einer Mittelalter-Melodie, wie sie Subway To Sally nicht redundanter hätten schreiben können, ist aber danach der Song der Scheibe, der noch am meisten nach „†“ klingt – was ok ist, aber auch nicht zwingend hätte sein müssen. Bei „New Land“ schließlich covern The Darkness auf grauenvolle Art einen Queen-Song. Man muss nicht mal Christian Schachinger sein, um diese Platte scheiße zu finden.
Man kann sich schon vorstellen, was das Konzept hinter „Audio, Video, Disco“ sein sollte: Ein bisschen Pink Floyd, ein bisschen Queen, ein bisschen Elektronica, aber alles mit einem Grinsen und nie zu ernst dabei werden. Ist leider gründlich in die Hose gegangen. Wie diese Scheibe das FM4-"Album der Woche" werden konnte, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben.