Kühl, metallisch, fließend. Das Debüt des Duos aus Chicago klingt nach einer Zukunft, wie man sie sich in der 80ern vorgestellt hat.
Irgend jemand hat mal treffenderweise gesagt, dass jede Plattenreview, die beim Intro ansetze, höchstwahrscheinlich während des ersten Durchlaufs geschrieben sei. Seitdem gilt es unter den professionellen Wichtigtuern, die sich Musikredakteure nennen, als schlechter Stil.
Bei „Contact“, dem Debütalbum des Duos The Drum, kommt man aber nicht umhin. Denn die die ersten 40 Sekunden des Intros „Heat“ sind wirklich essenziell und stellen die Weichen für die restlichen 55 Minuten. Folgendes passiert: Man hört schwere Schritte im Regen. Ein Mann tippt schweigend einen Code ein. Die Console piepst bei jeder Taste und gibst schließlich durch eine Melodie zu verstehen, dass die Kombination richtig sei. Ein Tür fährt zischend auf. Systeme fahren hoch, und eine Vocoderstimme verkündet: „We got a connection…Welcome…Systems online…Launching.“ Das man bei diesem kleinen Hörspiel so klare Bilder vor Augen hat, hängt natürlich damit zusammen, dass wir die Szenerie aus unzähligen Filmen zu kennen glauben. Der Pilot könnte Arnold Schwarzenegger sein, Dolph Lundgren oder Sylvester Stallone. Einzelkämpfer in einer kalten, dunklen, dystopischen Zukunft. Beziehungsweise in einem Entwurf der Zukunft, der zwar schon über 100 Jahrhundert als ist, aber erst in den 80er Jahren mit Filmen wie "Blade Runner" oder "Terminator" in ein schlüssiges Gesamtwerk übersetzt werden konnte. In diese Zukunft entführen uns The Drum. Und so ist es nur folgerichtig, dass sie sich in Interviews auf Autoren wie J.G. Ballard oder William Gibson (dem wir übrigens die Begriffe „Cyberspace“, „Steampunk“ und „Matrix“ verdanken) berufen.
„Contact“ strahlt tatsächlich eine Sci Fi-Stimmung aus. Vom R’n’B, der sich in den in Blogs gefeierten Produktionen für die Formation Jody ankündigte, ist letztlich weniger übrig geblieben als erwartet. Er schimmert zwar immer wieder durch („Arcadia“), wird aber zugunsten einer kühlen, fließenden, metallischen Mischung aus Ambient, Footwork und Pop beiseite geschoben. „Contact“ schafft etwas, das im Grunde nur die 80er konnten: gleichzeitig sehr unterkühlt und sehr träumerisch zu sein. Neon Golden halt.
In ihren besten Momenten klingt die Platte wie der Soundtrack zu einem Film, der nie gedreht wurde; wie die Vorhersage einer Zukunft, die nie eingetreten ist. Das ist schlüssig, klug und konsequent komponiert. War das Prinzip Konzeptalbum jahrelang als verkopft und fuchtbar verschrien, erfreut es sich gerade einer kleiner Renaissance. Zombys „With Love“ ging ein wenig in die Richtung, und auch Machinedrum kündigte unlängst eine etwas sperrigere und intellektuelle nächste Platte an. Man darf sich also auf die Zukunft freuen. Auch wenn sie vermutlich nicht neonfarben ist.