Die Vorgeschichte zu "Der Herr der Ringe" möchte ebenso episch sein und macht aus einem überschaubaren Kinderbuch kurzerhand eine Trilogie. Großteils gelingt das sogar.
Schon wieder eine Trilogie! Während die Filme zur literarischen Vorlage von "Der Herr der Ringe" als Dreiteiler perfekt funktionierten, der gigantische Umfang sogar bitter nötig war, um die fantastische Erzählung (fast) ohne Abstriche auf die Leinwand zu bringen, sorgte diese Ankündigung für "Der Hobbit" erstmal für kollektives Kopfschütteln. Schließlich umfasst das gleichnamige Buch zur Vorgeschichte der Ringkriege bloß einen Bruchteil dessen, was in "Der Herr der Ringe" geschildert wird. Dass das als Kinderbuch konzipierte Abenteuer (Professor Tolkien schrieb es tatsächlich für seinen Nachwuchs) mit mehr Härte und Content angereichert wurde, war dann zu erwarten und führt beispielsweise zu einem neuen (aber immerhin dem Tolkien-Universum entlehnten) furchteinflößenden Widersacher, der mit dem tapferen Zwerg Thorin Eichenschild noch eine Rechnung offen hat. Zudem ermöglicht diese Streckung eine erstaunlich große Aufwertung des kautzigen Zauberers Radagast, der in der Vorlage praktisch keine Rolle spielt.
Die neuen Elemente wurden sinnvoll in die Handlung eingefügt, wobei ein Zweiteiler vermutlich auch gereicht hätte, um den Stoff gebührend umzusetzen. Dass ein etwas langatmiger Beginn auch Gutes in sich birgt, zeigen Regisseur Peter Jackson und sein Drehbuchteam, denen es nicht zuletzt durch das anfänglich gemächliche Tempo gelingt, den Hobbit Bilbo Beutlin (wunderbar gespielt von Martin Freeman) ausführlich zu charakterisieren.
Ganz so episch wie "Der Herr der Ringe" ist das Spektakel trotz seiner fast drei Stunden nicht geworden, immerhin kommt "Der Hobbit: Eine unerwartete Reise" ziemlich nah heran.