Ellie Goulding erlebt gerade am eigenen Leib eine Selffulfilling Prophecy: Die 23-jährige Waliserin ist Anfang des Jahres beim alljährlichen BBC Sound Poll von Kritikern und Vertretern der Musikindustrie zum vielversprechendsten neuen Act für 2010 gewählt worden. Kurz darauf hat sie bei den Brit Awards in der Kategorie Critics’ Choice, die inoffiziell die Hype-Maschinerie der Industrie […]
Ellie Goulding erlebt gerade am eigenen Leib eine Selffulfilling Prophecy: Die 23-jährige Waliserin ist Anfang des Jahres beim alljährlichen BBC Sound Poll von Kritikern und Vertretern der Musikindustrie zum vielversprechendsten neuen Act für 2010 gewählt worden. Kurz darauf hat sie bei den Brit Awards in der Kategorie Critics’ Choice, die inoffiziell die Hype-Maschinerie der Industrie anwirft, gewonnen. Die diesbezügliche Bilanz: »Lights«, ihr Debüt, hat aus dem Stand Lady Gaga von der Spitze der britischen Charts verdrängt. So weit, so erfüllt. Ob sie auch den künstlerischen Erwartungen, die seit ihrem Auftauchen im Netz Anfang 2009 in sie gesetzt worden sind, gerecht wird, daran scheiden sich gerade die (britischen) Geister. Goulding wird vorgeworfen, dass von ihrer Idee, ihre Folk-Wurzeln mit Elektronik kurzzuschließen, nichts übrig geblieben sei. Andere sind enttäuscht, weil das Album so gar nicht spektakulär klingt wie es das Gerücht, sie würde mit Dubstep-Meister Burial zusammenarbeiten, verheißen hat. Bei all den Projektionen in die junge Musikerin, die den Folk-Tragöden Bon Iver gecovert und mit den House-Rabauken Basement Jaxx gearbeitet hat, wird oft übersehen, was »Lights« tatsächlich ist: ein gewiss nicht berauschendes, aber über weite Strecken gutes Pop-Album, dessen Melodien sich in den besten Momenten regelrecht festkrallen. Die Songs, die sie in Singer/Songwriter-Manier geschrieben hat, sind von Produzent Fin Dow-Smith aka Starsmith zu eingängigem, oft euphorischem Synth-Pop geformt worden. Das erinnert, auch wegen Gouldings verträumten, sehnsüchtigen Vocals, an die Schwedin Annie, die den Weg für Goulding oder auch Little Boots vorgezeichnet hat. An Annies Klasse reicht »Lights« freilich nicht heran, dazu ist es zu brav, aber es lässt Potenzial fürs nächste Album erkennen. Derweil betört »This Love« mit süßlicher Disco-Romantik, dem puren Pop von »Under The Sheets« oder dem Teenage-Drama »Every Time You Go«.