Alles Marketing, oder was?
Debütalbum eines österreichischen Popsternchens, das alles gerne richtig machen würde.
Vielleicht muss der Weg in den Pophimmel manchmal anders beschritten werden: Nette Marketingmenschen finden einen Song auf MySpace und verwenden diesen für die neue Raiffeisenwerbung, es folgt ein Seitenblicke-Magazin-Interview und Erwähnung in anderen einschlägigen Medien, dort wird man als Hoffnung für den österreichischen Musikmarkt abgefeiert, dann geht man auf Europa-Tournee mit Lenny Kravitz, gewinnt den Amadeus Award in der Kategorie Pop, um schließlich sein erstes, also das Debütalbum aufzunehmen. So im Leben der Steirerin Anna F. geschehen. Auch zur Rettung der österreichischen Musiklandschaft mit einem Spot für SOS Musikland – der mehr heimische Musik im Rundfunk propagiert – hat die Sängerin schon beitragen. Obwohl es da gerade erst einmal ein paar Songs von ihr zum Download gab. Und wenn sich Anna F. dann noch beim Amadeus Award brav bei ihren Sponsoren von Puma bis Red Bull bedankt, würde sich hinter diesem Hype eher erfolgreiche Marketingstrategie als künstlerisches Ausnahmetalent vermuten lassen.
Die Sängerin versucht indes, dem allem entgegenzusteuern. Denn, wie in zahlreichen Interviews oft betont, will sie unbedingt als ernsthafte Künstlerin wahrgenommen werden. Dieser Drang zur künstlerischen Anerkennung gipfelt in der Veröffentlichung des Debütalbums auf ihrem eigenen Label Moeder Music, statt wie erwartet auf einem bösen Majorlabel. Allerdings verdeutlichen sich gleich beim Opener von „For Real“ die grundlegenden Probleme, die eine solche schwierige Gratwanderung mit sich bringt. Kaum ertönt nämlich „Time Stands Still“, sieht man sofort die graublaue Raiffeisen-Welt vor sich und will umschalten. Gut für die Marketingleute, eher schlecht für die „ernsthafte“ Künstlerin Anna F. Obwohl es ja eigentlich egal sein sollte, denn die Musik, um die es schließlich geht, spricht dann doch eher die breite Masse der Formatradios an. „For Real“ ist unspektakulärer Pop. Nette Gitarre oder Klavier, nette Stimme, nette Texte. Ein bisschen rockig und auf Alanis Morissette getrimmt wie bei „Thank God I’m A Woman“ oder romantisch-verträumt auf „Fly“ oder „Home“. Alles eben: nett. In dieser Tonart geht es das ganze Album, das einzige Highlight bleibt der Raiffeisenanfangsschreck. Anecken wird Anna F. zumindest durch ihre Musik nicht und beim nächsten Mal sicher auch eine passendere Amadeus-Dankesrede parat haben.