Da ist eine krank und geht zum Arzt. Nach ihrer Herz-OP verliebt sie sich, ohne ihn zu kennen.
Was ist auch intimer, als wenn einer am eigenen Herz rummacht. Danach ist sie gesund. Soll heißen, sie sieht den Arzt nicht mehr. Muss dafür erkennen, dass ihr Leben, jetzt wo sie gesund ist und alles machen könnte, ziemlich leer ist. Da ist Bernhard, der Freund, übergeduldig und distanziert. Sie könnte sein Haustier sein, er kümmert sich, er sorgt sich, aber er nimmt sie kaum wahr. Zumindest nicht, solange sie funktioniert, was sie auch mit krankem Herz tat. Ihr wurden ohnehin nur leichte Aufgaben übertragen. Da ist Carla, die Freundin, die ihre Probleme (Midlifecrisis, Unzufriedenheit, Alkohol) und ihre Lösungen (Esoterik, Alkohol) aufdrängt. Carla muss aufdringlich sein, denn die Freundin bemerkt nichts, beobachtet nichts, lauscht nur nach innen, auf den Herzrhythmus, der gestört ist, der gestört sein muss, damit sie wieder zu dem Arzt gehen kann, von dem sie träumt, den sie begehrt. Außer Rottönen – Wein, Blut – nimmt die Figur nichts wahr. Die Autorin hat keine Angst vor drastischen Bildern, arbeitet mit Verfremdungen, Verdrehungen von Redewendungen, spricht von der »Endlösung der Kinderfrage«, von einem »Amorspfeil der anderen Art« (Skalpell) oder von der Angst »nicht zur Stelle, an der man ihn brauchen könnte« zu sein. Lyrische Passagen werden der Ich-Figur zugeschrieben, unterscheiden sich allerdings nur wenig von der Erzählstimme, passen in ihrer lakonischen Kenntnisnahme der Distanz zum angebeteten Mann nicht zur Figur. Die stalkt den Arzt ja richtiggehend. Trotzdem sind die Gedichte auch schön und effizient, fügen sich in den Text besser ein, als zu Beginn erwartet. Die Prosa schwebt zwischen Poesie und Pathos. In diesem Schwebezustand liegt die besondere Qualität des Buchs.