I got rhythm. wosbrauchimea? Gershwin in Wien

Die als Cover-Rocker Ostbahn-Kurti in Rente gegangene, dann als Willi & Stubnblues im Herrgottswinkel volksnaher Liedgut-Verkitschung wieder auferstandene, österreichische „Stimm-Ikone“ nennt sich neuerdings Wilhelm Resetarits, trägt einen weißen Anzug und will mit seinen Wiener-Lied-Interpretationen des Gershwin-Songbooks wohl endlich in den Himmel der „Geniusse“ kommen – um im Restarits’schen Sprachkosmos zu bleiben.

„Beseelt von der wunderbaren Musik“ suchten bei den Aufnahmen lt. Pressetext „alle auf gleicher Augenhöhe nach der richtigen Entsprechung des englischen Wortwitzes im Wienerischen, nach der spannendsten musikalischen Phrasierung und der adäquatesten musikdramatischen Umsetzung.“ Auf der fertigen CD findet man indes die bemühte Kunststimme von Rounder-Girl Tini Kainrath (schlimmstes Beispiel: „Summertime“), die in ihren eigenen Untiefen versinkende Nicht-Stimme von Resetarits und eine im Vergleich zu den Original-Arrangements unerträglich absaufende Streich-Quartett-Begleitung von StringFizz (Transkription: Michael Radanovics), wogegen selbst Patrick Pulsinger an den Reglern hilflos blieb. Bleiben noch die Texte im Wiener Dialekt: Der feine Witz und die Einfühlsamkeit, mit der George und Ira Gershwin einer ganzen Generation während der großen amerikanischen Depression der 30er Jahre Mut machten, ist hier zur dreisten Anbiederung an gängige Sozial- und Beziehungsklischees verkommen (Trainer, schau ja ned owa!). „Damit dienen wir den Intentionen der Gershwins besser und auch das Publikum versteht besser, worum es geht.“ Was ich nach dem berufsmäßigen Anhören allerdings immer noch nicht verstanden habe: Welches Publikum soll sich das überhaupt freiwillig antun? Eins habe ich aber verstanden: Ohren und Finger weg von dieser Anmaßung!

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