Es reicht langsam. Von Beruf Trendsetter zu sein, kann ganz schön anstrengen. James Murphy legt die Beine hoch, faltet seine Hände über dem Wohlstandsbäuchlein und seufzt: „From this position, I will relax.“
Den 40. Geburtstag hat er hinter sich, außerdem ein überaus erfolgreiches Jahrzehnt, in dem er jedoch ständig hat fürchten müssen, irgendwann irgendwo von irgendwem abgehängt zu werden. Bereits die erste Single von Murphys LCD Soundsystem, »Losing My Edge« (2002), war die Artikulation der Angst des Hipsters vor dem eigenen Verfallsdatum. Auf dem dritten Album trägt das entsprechende Stück nun den Titel »Hit«, und es scheint, im Murphy-typischen Mix aus Koketterie und (Selbst-)Ironie, gleichermaßen an die Major-Hintermänner gerichtet zu sein, mit denen Murphys Plattenfirma kooperiert, an die vielen Bands, die vor seinem Studio Schlange stehen, damit er ihnen den magic touch verpasse, an die Erwartungen seines Publikums und nicht zuletzt an sich selbst.
Ihr wollt einen Hit von mir, singt er, aber ich habe keine Ahnung, wie man einen schreibt. Das kommt augenzwinkernd, vor allem aber ziemlich abgeklärt daher – gerade so wie der Rest von »This Is Happening«. Aufgeregtheit war einmal. Wie wenige andere Bands steht LCD Soundsystem paradigmatisch für die Nullerjahre: für den Kurzschluss von Rock-Traditionen mit Tanzmusik und von präziser Repetition mit punkigem Krach, für das postmoderne Bewusstsein, sowieso nur mehr Fan-Musik machen zu können und sich deshalb aus dem Fundus der über die Jahrzehnte angesammelten Lieblingsmusiken (zur Abwechslung u. a. wieder mal Brian Eno, Talking Heads, »Jet Boy, Jet Girl«) nach Belieben bedienen zu dürfen. Da erscheint es folgerichtig, wenn »This Is Happening« nun einen Abschluss markiert. Es soll das finale LCD-Soundsystem-Album sein, so Murphy. Nachher möchte er sich um ein eigenes Hotel kümmern und Bücher schreiben, hört man. Und dabei gemütlich die Beine hochlegen.