Giraffages Mischung aus UK Bass, Chillwave und R’n’B liegt absolut am Puls der Zeit. Von dem wird man noch viel hören.
In den Tiefen dieses Internets mit seinen unzähligen Tumblrn bereitet eine neue Generation Produzenten eine soundtechnische Machtübernahme vor. Sie sind jung und mutmaßlich hungrig. Sie nehmen sich das Beste aus UK Bass, Chillwave und R’n’B und kreieren daraus einen ganz eigenen Sound. Sie tragen seltsame Namen wie Arapaima, xxyyxx, Friendzone, Module Module, Disclosure. Oder eben Giraffage.
Der Produzent aus San Francisco legt nach einigen gefeierten Remixes und Tracks mit „Needs“ jetzt sein erstes komplettes Album vor. Es ist nicht nur verdammt gut; Charlie Yin, wie Giraffage mit bürgerlichem Namen heißt, führt auch eine Reihe musikalischer Trends des letzten und mutmaßlich des jetzigen Jahres zusammen. Im Februar 2013 könnte man kaum näher am Puls der Zeit sein. Der Opener „Close 2 Me“ ist ein wunderbares Stück von modernem Slow-R’n’B und verarbeitet Cathy Dennis Disco-Hit „Touch Me All Night Long“. „Money“ wird von tiefen Bässen, gecutteten Vocals und einem simplen Beat dominiert und bietet damit viel von dem, was man – gerechtfertig oder nicht sei dahingestellt – heute als Trap bezeichnet. „Home“ hingegen bietet Disco-Elemente und ist auf seine Art sehr housy. Gemein ist den meisten Stücken das aktuell moderne Spiel mit gepitchten Vocals, das sich Giraffage mit Kollegen wie Stumbleine und Cyril Hahn teilt. Anders als sie beherrscht Giraffage aber den Gegensatz von beschleunigten und verlangsamten Stimmen in seinen Tracks, und ist in diesem Bereich vor allem auch ein Meister der Cuts.
Giraffage hat mit „Needs“ ein Album voller kleinerer und größerer Perlen vorgelegt, das definitiv aus der Soundcloud-Masse hervorragt. Charlie, geh du voran. Jetzt müssen seine Kollegen nachziehen.
