Mit distelmeyeresker Selbstverständlichkeit stellt Andreas Maier in „Sanssouci“ neben die aus seinen Romanen gewohnten philosophischen Gammelpunks („Meine Theorie ist, daß sich die Welt hauptsächlich in Kneipen abspielt“), die üblichen Schwätzer und den ganzen Sexkram auch Erleuchtungsszenen, in denen Gläubige erkennen, dass jeder einzelne Begriff nur ein Verlust des großen Ganzen (des „Insichvollendetseins“), kurz: des wahren Lebens ist.
Wer sich nun an diesem gewöhnungsbedürftigen religiösen Anflug von „Sanssouci“ stößt, kann das ja auf derselben Ebene wie das übrige Geschnak lesen, aus dem Maiers Romane seit jeher bestehen, würde damit aber doch eine fundamentale Kritik an dem unwahren Leben, das wir alle leben, verkennen. Sanssouci schaut seinen wenig anschaulichen Figuren bei ihrem Potsdamer Provinzleben und Tratsch fast wie die Steady-Cam eines Van-Sant-Films über die Schulter, erzählt so nicht eigentlich etwas und gerade dadurch nie weniger als alles.