Wer die Sofa Surfers seit den Tagen, als sie in den späten 90ern als Posterboys der Wiener Elektronik-Szene herumgereicht wurden, aus den Augen und Ohren verloren hat, könnte von einem neuen Stück wie „Heavy Water“ durchaus verstört werden.
Schneidende Gitarren, rasendes Schlagzeug, gebrüllte Vocals. Keine Spur von den verschlurften Dub-Grooves, die die Sofa Surfers einst bekannt gemacht haben. Wie eine »Hardcore-Band nach dem Krach« beschrieben sie sich anlässlich ihres selbstbetitelten 2005er-Albums selbst. Auf »Blindside«, ihrem fünften Werk, klingen sie nun über weite Strecken wie eine Hardcore-Band – mit viel Lust am Krach. Freilich, bei genauer Betrachtung ist der weite Weg vom Dorfmeister-Remix von »Sofa Rockers« bis zum besagten »Heavy Water« eine nur allzu konsequente Entwicklung. Man hat stets nach vorn geblickt, die Musik ist von Album zu Album düsterer, rauer, härter geworden. War »Sofa Surfers« bereits eine Weichenstellung raus aus dem Club- und Elektronik-Kontext, präsentiert sich die Band mit »Blindside« jetzt auch auf Platte als das, was sie bei ihren oft markerschütternden Konzerten längst schon ist: ein tightes Rock-Groove-Monster, das viele Harte-Knaben-Bands arm aussehen lässt. Ein Stück wie das brachiale »100 Days« macht etwa deutlich, warum die Band die Metal-Avantgardisten Helmet neben ihrer Liebe zum Dub als gemeinsamen Nenner angibt. Die Geschichte der Sofa Surfers bleibt aber stets spürbar, bei den Ausflügen in rockige Territorien ebenso wie bei den langsam pulsierenden Tracks; in der exzellenten Rhythmusarbeit, im bedrohlich grollenden Bass und im beseelten Gesang Mani Obeyas. Er liefert den Kontrapunkt zur oft paranoiden Atmosphäre. Und ist nach dem zweiten Album als Sofa-Surfers-Mitglied kaum mehr wegzudenken. In den besten Momenten: überwältigend.
