Im Rückblick wird deutlich, dass Kohärenz in Michael Stauffers Gesamtwerk nicht nur in den abseitig schönen Buchtiteln (bitte selbst suchmaschinieren!) liegt, sondern auch im Erstaunen darüber, was die Leute als normal zu akzeptieren bereit sind. Dies wird in „Soforthilfe“ weitergeführt und doch ganz neu entwickelt.
„Soforthilfe“ ist eine in Lebensbereiche wie „Tiere“, „Familie“ oder „Theorie“, Situationen und praktische Beispiele („Silvester. Alleine ist es besser! Freuen Sie sich darüber, dass Sie das Feuerwerk dann abfeuern können, wann Sie wollen.“) gegliederte Handlungsanweisungs-Sammlung für das gesamte Leben. Stauffer weiß in der Tradition enzyklopädischer Listenliteratur, die die Hässlichkeit der Welt vollständig erfasst („Bouvard et Pécuchet“) überall Rat, nur eben mit harmlos-nüchtern und herzlich-bitter erzählten, Peter Licht‘oresken Entgleisungen: zuerst eine Spur im Bizarren, dann ein unvermitteltes Kippen in sinnlose Gewalt. „Soforthilfe“ ist überkandidelter Trost ohne Regression und Eskapismus von einer Welt, die genauso furchtbar und komplex ist, wie jene schrullig-kauzige, die „Soforthilfe“ ihr entgegen stellt. „Man merkt, aha, da ist noch eine andere Welt.“