BAYERISCHES POTPOURRI EXPANDIERT
MIT "STILLNO.1" WIRD VORNEHM, GUT DURCHDACHT UND MIT EINEM WEITEN IDEEN-SPEKTRUM AN DIE TÜRE GEKLOPFT UND BEIM EINTRETEN EINMAL WIEDER BEWIESEN: AUCH VERTRÄUMTER ROCK IST EINFACH ROCK.
Schon auf dem Weg zum Venue wurde mir Eins klar: Wien schmiegt sich heute einzig und alleine um dieses Ereignis. Die Fans standen in einer Schlange aufgeregt noch lange vor Einlass am Konzertportal und darüber die Straßenlichter, die sich irgendwie anders spiegelten als sonst. Auch alle Verkehrsbeteiligten, inklusive mir, schlenderten einfach geschmeidiger den Gürtel entlang und jeder hatte seltsamerweise dasselbe Tempo angenommen. Selbst für unbeteiligte konnte das nur Eines bedeuten: Slut sind wieder in der Stadt. Vier Jahre nach "All We Need Is Silence" und den Arbeiten zu Brecht’s "Dreigroschenoper" am Ingolstädter Theater, melden sich die fünf Oberbayern mit Sang und Klang und einem nigelnagelneuen Album auf der Hörfläche zurück. Wer sich nun vom Titel "StillNo.1" abschrecken lässt, sollte wissen, dass das gleichnamige Stück auf der neuen Scheibe für diese Benennung verantwortlich ist. Laut Band stehe es aber natürlich jedem offen, den Titel selbst so zu interpretieren wie es einem vorschwebt, ihnen wäre dabei alles recht. Slut begeistern mit Ihren neuen Werken auf eine ganz eigene Art und Weise, da sie es irgendwie geschafft haben, ihren unverkennbaren /alten Style/ an Bord zu nehmen, mit dem Tretboot von Weilheim nach Kreuzberg zu schippern, um dort Vorheriges auseinander zu klamüsern und schließlich einen bereits relativ gut geschliffenen Diamanten zu verzieren. "Es war ein Bedürfnis nach Veränderung", meint Drummer Matthias Neuburger im Interview. Allerdings: Wie diese Veränderung aussehen würde, konnte selbst die Band erst während und nach dem Komponieren und Aufnehmen der neuen Songs feststellen. Was einem als Hörer natürlich gleich in die Muschel springt und das vor allem jenen, der Slut schon länger kennen, auffällt, ist die Vielfalt und das bunte Instrumentarium auf "StillNo1". Von viel Klavier über abwechslungsreiche Chöre, zu Bläsern und den gewohnten Gitarren kombiniert mit einprägsamen Beats, entwickelt sich die Scheibe von Intro bis Showdown zu einer gut geplanten und akzentreichen Aufführung. Ob denn die nächsten Vorhaben in die selbe Richtung starten, können die Jungs allerdings noch nicht prophezeien, da es, wie bei diesem Album, schlicht von der Stimmung abhängt, und "in erster Linie der Band selbst Spaß machen sollte", betont Gerd Rosenacker, der Bassist der Gruppe. Dass es der Band Spaß macht, ist auf "StillNo1" deutlich zu hören. Zurücklehnen und reinziehen. Die Bayern fordern einmal mehr zum Träumen auf.