Damon Albarn und Richard Russel hieven den Black Music-Veteranen ins 21. Jahrhundert. Überzeugt nur teilweise.
Rick Rubin hat mit Jonny Cashs „American Recordings“ im Grunde ein neues Musikgenre erschaffen, das sich allerdings eher durch Abläufe und Struktur, weniger durch Melodie definiert. Ein moderner, im besten Fall junger und bekannter Produzent arbeitet mit einem fast vergessenen Künstler zusammen, stattet ihn mit einem zeitgemäßen Sound und Coverversionen aus und holt ihn so aus der Versenkung.
Der Vorteil ist, neben den bekannten Namen der Künstler, dass in ihren Stimmen immer eine Ehrfurcht gebietende Portion Musikgeschichte und persönliche Erfahrung mitschwingen. So hätte Jonny Cash auch „Alle Meine Entchen“ zu einem Song über Vergänglichkeit machen können und Gil Scott-Heron „Friday“ zu einem Song über die fortschreitende Marginalisierung von Afroamerikanern. Jetzt haben sich Richard Russel (Chef von XL Recordings und Mastermind hinter der Zusammenarbeit von Scott-Heron und Jamie XX) und Damon Albarn (muss man vermutlich nicht vorstellen) zusammen getan, um mit der R&B- und Soul-Legende Bobby Womack, der jüngeren Generation maximal durch „Across 110th Street“ vom Soundtrack zu Tarantinos „Jackie Brown“ bekannt, ein Album zu produzieren.
„The Bravest Man In The Universe“, das Ergebnis der Arbeit, ist durchwachsen ausgefallen. Das Album weiß nicht ganz was es sein will: Songs wie „Deep River“ oder „Love Is Gonna Lift You Up“, die problemlos 30 Jahre alt sein könnten und eher nach Best Of klingen, wechseln sich ab mit Nummern wie „Nothing Can Sav Ya“ und der Single „Please Forgive My Heart“, die sich wirklich nach heute anhören und mit ihren Breaks teilweise schon fast an Shlohmo erinnern. Womacks Stimme schafft es gerade noch, das Album halbwegs zusammenzuhalten. Dabei sind die Songs für sich genommen keineswegs schlecht: „Dayglo Reflection“ oder „Stupid“ zeigen, wie Soul im Jahr 2012 klingen kann. Dem Album hätte aber definitiv mehr Stringenz gut getan.