Ein schwerhöriges Mauerblümchen und ein verwahrloster Ex-Knacki: Zwei Außenseiter raufen sich zusammen, um aus ihren trostlosen Leben auszubrechen.
Carla (Emanuelle Devos) ist schwerhörig. Dabei hätte es die unauffällige Mittdreißigerin auch ohne Handicap schwer genug im Betrieb; sie wird belächelt, übergangen, gedemütigt. Nach einem Schwächeanfall stellt man ihr einen Assistenten zur Seite. Von Paul (Vincent Cassel) erwartet sie sich keine große Hilfe, erfährt sie doch, dass er ohne Referenzen ist und eine jahrelange Haftstrafe wegen schweren Raubes absitzen musste. Dennoch fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Tatsächlich wird Paul rasch von seiner finsteren Vergangenheit eingeholt, und er gesteht sich die Ausweglosigkeit seiner Lage ein: Seine Bewährungsauflagen wird er niemals erfüllen und ein geordnetes Leben ist ohnehin nichts für ihn. Er schmiedet einen Plan, um all seine Sorgen loszuwerden; dafür braucht er Carla und ihre Fähigkeit, Lippen zu lesen. Was als nüchternes Sozialdrama beginnt, entwickelt sich behutsam zu einem schonungslosen und außerordentlich spannenden Film Noir. Anfangs empfindet der Kleinganove die unscheinbare Frau noch als notwendiges Übel, bald steht aber fest, dass er ohne sie gänzlich verloren ist. Besonders die sukzessive Verwandlung des vermeintlichen Aschenputtels in Richtung Femme Fatale ist faszinierend mitanzusehen. Freundliche Gesten zwischen den beiden sind selten, stattdessen schwingt eine körperliche Spannung mit, die sich unaufhaltsam steigert. So wie ihre Geschichte, in der sie Gefahr laufen, vollends unter die Räder zu kommen.