Zwei selbsternannte »Versager ohne Zukunft« bauen ihren Alter Egos Statuetten aus Worten und Beats. Das ist Gold, auch wenn es sich ordentlich Dreck hinter die Ohren gerubbelt hat.
Debütalbum? Gibt’s doch gar nicht. Muss doch schon in meinem Plattenregal stehen, dort bei den Favoriten. Tut’s aber nicht. Denn Kamp, ewiges Wunderkind und immer noch Zukunftshoffnung der österreichischen Rapszene, hat Singles veröffentlicht, EPs und Street-Tapes, aber bis dato kein »echtes« Album, was egal wäre, wär’s ihm nicht wichtig. »Das ist das erste und das letzte Album«, sagt er also. Ich nehme an, das ist ähnlich ernst zu nehmen wie seine Verweise auf sein abgehalftertes Leben zwischen Apotheke und Vollrausch, nämlich bierernst und ironiegetränkt zugleich. Kamp ist dort am wahrhaftigsten, wo er seine Kunstfigur am weitesten nach vorne schiebt. Seelenstriptease? Ja, klar. Alles wahr? Darum geht’s doch gar nicht. Nicht mal dann, wenn man sich Leerstellen dorthin wünscht, wo er in seinen Oden an die verflossene Liebe Namen nennt. Auch nicht, wenn man den Mythos zwischen Hafenbruder und vergammelndem Trinker nicht so ganz aufs Wort glauben mag. Macht nichts, denn vom Zuhören kommt man so oder so nicht los.
Sein Partner in Crime, Whizz Vienna, ist auch so ein Wiener Wunderwuzzi mit einer meterlangen Diskografie. Seine Arbeiten für das Album soulig zu nennen greift auf jeden Fall zu kurz. Klar, sein Gespür für soulige Samples bricht durch, aber für »Versager ohne Zukunft« hat er tiefer in seiner Plattenkiste gewühlt. Die Palette reicht von zuckrig über bitterböse bis zum queen‘esquen Pathos bei »Grafikki«. In Sachen Sampleauswahl und Arrangement hat sich Whizz weit aus dem Fenster gelehnt. Kann er sich leisten, denn Kamp entwickelt einen ganz eigenen Stil, der auf dem Beat gratwandert oder ganz eng an ihm klebt, je nachdem.
»Versager ohne Zukunft« besticht mit vielen Details. Kamp war immer schon groß im Verwenden von Adlibs und Zwischenrufen, mit denen er seine Tracks enger zusammenheftet. Die Cuts kommentieren die Tracks und greifen dabei auf Curse, Blumentopf, Torch, Wisdom oder andere Szeneklassiker zurück, aber zitieren sich auch gern selbst, etwa den FM4-Hit »Sommerloch«. Nicht nur die Cuts sind selbstreferentiell. Dass der Anfang von »Kein Tag für Eva« an die »D.K.D.T.B.« erinnert, ist wohl kein Zufall. Und wie bei den Vorgängern zitiert sich Kamp durch die österreichische Szene, von Blumenau über La Hong zu Edmund Sackbauer. Man könnte sagen, er mundelt rum, nicht im Dialekt allerdings, sondern in seiner uniquen Kunstsprache.