Irritierende Mischung aus Lilly Allen und glattem US Mainstream. Wer Jessie J. ist oder wo sie hin will, weiß vermutlich nur die Plattenfirma.
Jessie J. hat bereits beträchtliche Vorschusslorbeeren für ihr Album geerntet, die BBC wählte sie auf der ersten Platz der notorischen „Sound of 2011“-Liste und für Justin Timberlake und Chris Brown fungierte Jessica Cornish bereits als Songwriterin. Als Britin ist das in den USA ein mehr als beachtlicher Erfolg. Die US-amerikanischen Einflüsse hört man auch deutlich auf ihrem Debütalbum – leider. Die Platte schwankt ständig zwischen gefälligen Popnummern, völlig akzentfrei gesungen – „Casualty of Love“ – und „edgy“ Aggropop mit vielen "fuck"s – Lilly Allen lässt grüßen. Offensichtlich ist Jessie J. zwischen den Kontinenten hin- und hergerissen. Darunter muss der Hörer jetzt leiden, denn Mariah Carey artige Stimmakrobatik wie bei „Big White Room“ braucht keiner. Es scheint als würde hier zwanghaft gezeigt, dass Jessie gut singen kann. Kann sie, keine Frage. Auch die schwer bemühte Message, die uns Frau Cornish auf ihrer rauf- und runtergespielten Hitsingle „Price Tag“ vermitteln will, nimmt sich fast schon zynisch aus – „It’s not about the money“, ja eh, vor allem im Musikbusiness. Hundertmal authentischer klingt Jessie J. wenn sie ohne viele Extras und mit einer Prise Kate Nash einfach einen guten Popsong wie „Nobody’s Perfect“ aus dem Ärmel schüttelt – Unzensiert und nicht glattgebügelt. Ein dauerhafter Standortwechsel nach Großbritannien sei ihr hiermit ans Herz gelegt.