Das Debüt war super und auch das Zweitwerk kann einiges: Modecenter sind zurück – unter anderen Umständen.
An dieser Stelle sind uns Superlative nicht gerade fremd. Beim selbstbetitelten Debütalbum der Gruppe Modecenter hatten wir etwa gefragt: »Gibt es ein besseres österreichisches Postpunk-Album?« – und siehe da, keine wütenden Anrufe von Eltern. Muss also was dran gewesen sein. In den drei Jahren seither hat sich selbige Frage bei keiner anderen Scheibe auf unseren Plattentellern mehr gestellt. Sonst hat sich aber natürlich einiges weitergedreht, vor allem bei der Band selbst. 2022 erscheint ein Minialbum. Insgesamt 50 Prozent der Gruppe tauschen sich im Laufe der Zeit aus (zwei raus, zwei rein), das macht schon was mit einem. Das Label wurde ebenfalls gewechselt, von Numavi zu Siluh. Sogar sprachlich fährt man Richtung Veränderung und singt jetzt auch deutsch.
Aber außerhalb hat sich gar nicht so viel verändert. Immer noch alles Arsch, Tendenz noch schlimmer. Wohl deswegen gibt der Wiener Vierer auf »Altes Glück« keinen Daumen nach oben für die Welt da draußen, sondern landet zielsicher beim übernächsten Finger. Für den nötigen Tritt in den Arsch schustern Modecenter erneut acht Stücke voller überzeugendem Postpunk härterer Spielart zusammen. Also mehr HC als NDW, mit allem, was man per Genredefinition so braucht. Das bedeutet ordentlich rhythmisches Geknüppel, wobei hier eher die Gitarren den Takt angeben. Da sind starke Fills und untypische Soli dabei.
Keine Silbe zuviel
Bei all dem Ohrenschlackern merkst du, dass wir der Band mit dem »schustern … zusammen« selbstverständlich mehr als Unrecht getan haben. Weil: Das ist – ganz on brand – alles ziemlich pointiert. Jeder Anschlag, jeder Kick, jedes Wort löst ungelogen gleich circa eintausend Gefühle aus. Apropos Gefühle, apropos Wort: Mal deutsch, mal englisch, aber immer höchst konzise getextet, da ist keine Silbe zu viel; gut überlegt, denk bevor du sprichst, also klares Abheben von den weltlichen Gegebenheiten. Interessanterweise rücken die Vocals trotz ihrer Wucht im Klangbild von Modecenter eher ins zweite Glied. Das ist schon schlau gemixt. Nur wer die Ohren spitzt, entlarvt Zeilen wie: »Ich hab nichts mehr zu tun / Weil ich so abgelenkt bin.« Bloß konsequent also, dass an »Altes Glück« nichts ablenkend ist, sondern alles ganz genau so gehört.
»Altes Glück« von Modecenter erscheint am 10. Mai bei Siluh Records.