Der Wiener Rapper Kvsal bringt mit dem energiegeladenen Erstling »Sad Bo1 S€azon« frischen Wind in die Wiener Hip-Hop-Szene.

Mit den Zeilen »Du siehst keine Farben / Bitte geh mir aus dem Weg / Ich brauch nicht dein Mitleid / Das ist keine Charity« steigt Kvsal selbstbewusst in das Eröffnungsstück »Natemu « ein. Er gibt uns eine Vorahnung davon, worum es in den nächsten knapp 30 Minuten gehen wird: Ansagen gegen die weiße Mehrheitsgesellschaft und ein Feiern der eigenen Identität. Fließend wechselt er dabei zwischen Sinhala, Deutsch und Englisch. Auch musikalisch sind im ersten Track bereits viele Elemente vorhanden, die sich durch das Album ziehen. Dicke 808s treffen auf Trommelrhythmen und Flötenmelodien. Einflüsse aus Sri Lanka verbinden sich nahtlos mit Trap-Drums und elektronischen Synthiesounds. Besonders im Ohr bleibt »¡¡Shakeit!!«, ein Duett mit der Wiener R&B-Sängerin Chovo, das definitiv Sommerhitpotenzial mitbringt. Der lyrisch stärkste Track ist allerdings »Chef’s Kiss :*«. Kvsal rechnet darin mit Teilen der Wiener Hip-Hop-Szene ab und zeigt sich wütend auf Menschen, deren scheinbar antirassistische Einstellung sich nur in Lippenbekenntnissen, nicht aber im Handeln äußert.
Elektronische Kehrtwende
Kurz vor Ende nimmt die Platte eine überraschende Wendung. Wer nach den ersten sieben Tracks denkt, die musikalische Palette sei ausgeschöpft, wird hier eines Besseren belehrt. Die beiden Stücke »Supersaiyajin« und »Scorch€d €arth Pol1c.y« kommen deutlich elektronischer daher und gipfeln schließlich in einer dichten Klangwand aus überlagerten, teils geschrienen Vocals, großen Drums und verzerrten Synths. Dieser Höhepunkt ist allerdings nicht der Abschluss des Albums. Mit »Thoughts While Eating Ramen Noodle« reiht sich am Ende ein Boom-Bap-Stück ein, das mehr wie ein Bonustrack wirkt. Kvsal bringt hier zwar starke Zeilen unter, musikalisch hätte es an einer anderen Stelle der Tracklist aber mehr Sinn ergeben. Möglich, dass der Künstler einfach noch ein paar Dinge klarstellen wollte. So verspricht er uns kurz vor Schluss: »Die Zukunft ist nicht pink, sondern melaninreich.« Wir können hoffen, dass er Recht behält, denn Kvsal beschert dem Wiener Rap eine neue Facette, die bislang fehlte.

Das Album »Sad Bo1 S€azon« von Kvsal erscheint am 4. April 2025 bei Rasa Riddum.