Charlize Theron adelt die bedrückende Komödie "Young Adult" über die Sinnentleertheit der Mid-Ager mit einer beeindruckenden Darbietung.
Regisseur Jason Reitman hat sich nach “Up in the Air” erneut dem Zerbrechen eines in den sozialen Formen gefangenen Individuums gewidmet. Während davor Clooney den perfekt Funktionierenden in der entmenschlichten Wirtschaft gab, zelebriert Charlize Theron in "Young Adult" den schon fortgeschrittenen Verfall der sinnentleerten Scheinwelt.
Die Handlung ist schnell umrissen. Die 37-jährige Buch-Autorin Mavis Gary einer ehemals erfolgreichen Jugend-Serie lebt sich schnell und ziellos alkoholisiert durch das großstädtische Liebesleben samt leidenschaftslosen Banalitäten. Mit im Durchhanteln von einem Hangover zum Nächsten treibt die Nachricht vom Nachwuchs ihrer mittlerweile verheirateten Jugendliebe (Patrick Wilson) Mavis mit einem verwirrten Plan zurück in ihr kleines Heimatdorf Mercury in Minnesota. Die zur Ghostwriterin Degradierte will simpel schnell mal die damals nach einer Abtreibung gescheiterte Beziehung aufleben lassen und den feschen Herren in die Großstadt Minneapolis exportieren. Reflektierender Spiegel wird dabei der ehemalige Mitschüler (Patton Oswalt), dem das Leben schon damals nicht die Sonnenseite geschenkt hatte. Sich selbst als Fremdfaktor im zu Hause wiederfindend werden alle Zeichen des Scheiterns missachtet, das unweigerliche Verhängnis nimmt seinen Lauf. Sowohl die Metropole als auch das Dorf werden für sich selbst jeweils Recht behalten.
Reitmann bringt beständig nebenbei unzählige Symbole der immer größer werdenden Kluft zwischen Stadt und Land, ob über Aussagen, Personen oder Szenerie. Bruder Alkohol und seine jungfräulichen Wässer wird groß geschrieben und ebenso ins Bild gebracht. Neben dem gewohnt sicheren Oswalt als vom Schicksal aller Illusionen Beraubter hebt Charlize Theron den einem schnellen Snapshot-Alptraum gleichenden Film. Wenig andere Schönheiten ihrer Generation können so beeindruckend zwischen berückender Elfenhaftigkeit und dem Vortor zur Hölle wandeln. Vom schnellen Luftanhalten aufgrund der Optik bis zum angewiderten Abwenden braucht es nur einen Schnitt, genau wie glaubwürdig auf den Punkt gespielt. Einfach unglaublich gut, das Schlechte zu geben. Man würde ihr einen Hitchcock oder Welles wünschen. So bleibt es ein schneller Film, den man beim Verlassen des Lichttheaters als ferne Schilderung empfindet. Und am nächsten Morgen daran denkt, sein Leben zu ändern. Ein neues Erwachsen sein anzugehen.
94 Minuten
Im Kino ab 24.01.2012