Diese Woche frisch: zwei Zebras und ein Steinbock

Cornelia Breuß & Mathias Zojer

18. Januar 2017

Das Naturhistorische Museum Wien zählt mit rund 30 Millionen Sammlungsobjekten zu den bedeutendsten Naturmuseen der Welt. Einen Beitrag dazu leistet die Tierpräparation – wir haben uns umgesehen und mit einem Tierpräparator über seine Arbeit gesprochen.

Vorsichtig nimmt Herr Illek den Humboldpinguin in beide Hände. “Den kann man auch streicheln”, sagt er einladend. Der gelbliche Fleck am Bauch des Pinguins, das sei Fett: “Wir werden ihn waschen.” Ein Flamingo steht am Fester, ein Hund sitzt bei der Tür, zwei Hühner vor dem Schreibtisch: alle tot.

Dabei liebt Robert Illek Tiere. In seinem Büro steht ein großes Aquarium, und hinter Glas lebt eine Schlange. “Das sind aber keine Kunden von uns”, lacht er.
Seine Kunden, das sind zum Beispiel Zootiere, Marder oder Vögel: Er stopft sie aus.

Tiere präparieren, ist das nicht irgendwie gruselig? Ekelhaft? Spooky? Trifft man Herrn Illek, sieht man einen kreativen Gestalter, einen Künstler vor sich. Er und seine Kollegen stellen Ausstellungsstücke her. Über das reine Konservieren von Tierkadavern geht dieses Handwerk weit hinaus: Im Naturhistorischen Museum werden auch Tiere nachgebaut, die es nicht mehr gibt. Zudem schafft das Team rund um Illek auch vergrößerte Modelle von winzigen Tieren, wie etwa Läusen.

Illek ist ein freundlicher Mann, der gerne lacht. Mit Frau und Kind lebt er auf einem Bauernhof. Seit 30 Jahren ist er Tierpräparator, seit zehn Jahren leitet er die Zoologische Hauptpräparation des Naturhistorischen Museums. Sieben Leute arbeiten in seinem Team.

“Derzeit haben wir einen Fleischstau”, erzählt Illek. Vergangene Woche seien zwei Zebras, ein Steinbock, eine Nyala-Antilope und ein Berberaffe gekommen. Deshalb ist der Kühlraum jetzt vollgeräumt. An der Tür klebt eine Eskimo-Eiswerbung. 4.500 Tierkörper liegen hier: alle einzeln beschriftet und im Computer erfasst.

Biologie habe ihn immer fasziniert, sagt Illek, und er liebe das Handwerkliche an seinem Beruf. Wenn die Tiere einmal tot seien, könne er sie als seine Arbeit betrachten, nicht mehr als Lebewesen. Nur bei toten Jungtieren, zum Beispiel bei einem Fuchsjungen, denke er noch manchmal: "So ein kleines Wesen…"

Dann zeigt uns Illek die Kisten mit den Speckkäfern – die einzigen Tiere hier, die noch leben. Ihre Aufgabe ist es, die Knochen der zu präparierenden Tiere zu säubern. Wenn es nicht genügend tote Tiere zum Abknabbern gibt, müssen Herr Illek und seine Leute die Speckkäfer füttern – mit dem faschierten Fleisch der Tiere, die sie später präparieren. “Was sollen wir denn sonst damit machen?”, fragt Illek. Logisch, eigentlich.

Illek liebt die Tiere, egal ob Zebras, Hunde, Schnabeltiere, die in einem Zoo oder bei Privatpersonen ein glückliches Leben hatten ebenso wie seine Arbeit im Museum. Wenn Kinder später dann im Museum stehen und erstaunt fragen “Was, das hat einmal gelebt?”, dann ist das für ihn der schönste Moment.

Ein Kreislauf für die Ewigkeit.

Dieser Beitrag ist im Rahmen eines Praxis-Seminars am Institut für Journalismus & Medienmanagement der FHWien der WKW entstanden.