Der Hip Hop-Film "Style Wars" ist vieles, Dokumentation, Bestandsaufnahme, Kultfilm. Doch mittlerweile auch schon über 30 Jahre alt. Zwei Künstler haben eine Fortsetzung gedreht. Ohne Budget, ohne Produktionsteam, dafür mit Camcorder, unfassbar naiv-lustiger Herangehensweise und viel Liebe. Ein Treffen in Prag.
Wie habt ihr die Protagonisten kennengelernt?
Veli: Wir kannten "Style Wars" wirklich in und auswendig. Viele Szenen aus dem Film haben wir in unser Leben in Form von Witzen eingebaut. Den porträtierten Personen haben wir dann häufig diese Zitate als Input gegeben. Sie haben dadurch eine neue Geschichte geschaffen. Die "Style Wars 2"-Geschichte. Wir wollten keine Kopie machen.
Auch die Probleme, die Eltern mit den eigenen Graffiti-Kindern haben, kommen im Film vor.
Veli: Ja genau. In "Style Wars" geht es um den Writer Skeme 3 Yard King und seine Mutter. Da erzählt sie, dass Lachen das einzige ist, das sie vom Weinen abhält. Und in unserem Film weint die Mutter von einem Protagonisten. Diese Ähnlichkeiten mit "Style Wars" geschahen öfter und ergaben schöne Bezugspunkte.
Was haben die einzelnen Protagonisten gemein? Wie habt ihr sie ausgewählt?
Amos: Es ging schon auch um die "Style Wars"-Ähnlichkeiten. Aber hauptsächlich filmten wir Menschen, die etwas Neues in die Graffiti-Welt einbringen. Etwas, das wir nicht kannten, andere Zugänge.
Auf euren Reisen habt ihr die moderne Graffiti-Welt erlebt. Wie viel haben die unzähligen heutigen Kunstströmungen in der Szene eigentlich noch mit dem Film "Style Wars" aus den 80ern zu tun?
Veli: Der Galerie-Aspekt, die Institutionalisierung, die Sellout-Frage, Cross Out-Geschichten, Autoritätsfragen im Bezug zu Mr. White, Mutter-Sohn Geschichten – all diese Themen sind auch heute noch aktuell.
Film oder Dokumentation?
Veli: "Style Wars" ist beides. Wir stellen uns die Frage eigentlich nicht. Aber eigentlich könnte man sagen, dass es eine Art Roadtrip-Dokumentation geworden ist. Wenn es dieses Gerne überhaupt gibt.
Amos: Wir wollten dasselbe wie die Macher von "Style Wars". Eine ungeschönte Bestandsaufnahme, vor allem über die Menschen selbst. Wenn die Personen in "Style Wars" sprechen, dann ist das authentisch, ohne Maske. Solche ungefilterten Situationen wollten wir auch schaffen.
Wusstet ihr schon, dass der Film so lustig wird, wie er letztendlich geworden ist? Mit euren symphatisch-unperfekten, naiv-dümmlichen Off-Kommentaren; mit den bizarren Geld- und Nahrungsbeschaffungs-Szenen in Discos oder Fast-Food-Restaurants; mit den immerfreundlichen und aufrichtig-interessierten Interviews.
Amos: So sind wir einfach. Freundlich. Unverstellt. Als wir uns zum Beispiel bei der Ausstellungseröffnung in New York als slowenisches TV-Team ausgaben, waren wir erstaunt, wie einfach sie uns in die VIP Show reingelassen haben.
Wir mussten das Beste daraus machen.
Anfangs wollten wir auch nur Interviews zeigen, wie in "Style Wars". Nur wäre das sehr trashig geworden, weil wir das nicht so gut hinbekommen haben. Also dachten wir, dass wir die Geschichte auch gleich von unserer Perspektive aus erzählen können. Ohne professionelle Kommentarstimme, wir, mit unserem Akzent – unperfekt. Wir wollten einen Film der nicht von jemanden gemacht wurde, dessen Namen man am Ende in den Credits sieht. Es sollte unser Film werden.
War die Rolle von Graffiti in Stadtentwicklungsprozessen auch Thema eures Projektes?
Amos: Nicht wirklich. Wir hätten natürlich Bürgermeister und Offizielle interviewen und das Ganze auf eine theoretische Ebene hieven können. Wir porträtierten aber lieber die Menschen selbst, ohne großartig zu analysieren. Es ging nicht darum Graffiti weltweit gross zu analysieren, sondern eine persönliche Sicht, unsere in einem Roadtrip zu verpacken.
Wieso wurde der Film bisher noch nicht veröffentlicht? Welche Pläne gibt es dafür? Internet oder richtiger Vertrieb?
Veli: Irgendwann wird er sicher im Internet landen. Aber momentan promoten wir den Film noch selbst. Wir suchen einen Vertrieb, der sich dafür interessiert.
Amos: Jetzt gerade versuchen wir den Film in vielen europäischen Städten zu präsentieren, auf Festivals mit Diskussionen und Events und fliegen – wenn möglich – auch Protagonisten zu den Premieren ein.
Malt ihr eigentlich selbst?
Nicht wirklich. Wir versuchten es – zum Beispiel mit Blade in New York, wie man auch im Film sieht. Aber es war verdammt schwer, sches metergroße Pieces zu machen. Auch in Maribor waren es vor allem unsere Freunde, wir dokumentierten bloß ihre Arbeiten.
Am Wiener Busbahnhof Erdberg prangt übrigens ein Veli & Amos-Tag an einer Tiefgaragenwand. Sie selbst waren nicht dafür verantwortlich. Das muss wohl einer ihrer Fans gewesen sein, meinen sie. Nichts Ungewöhnliches.
Wien Premiere von "Style Wars 2" am 7. Juni 2014 im Bellaria Kino.