Spring ist tot, lang lebe Spring

Der Rauch hat sich gelegt. Spring:reloaded 2015 ist Geschichte. Die beiden Booker des Festivals, Thomas Mussbacher und Thomas Radkovic haben uns ein paar Fragen zum Neustart des Grazer Festivals für elektronische Musik und Kultur beantwortet.

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Der Frühling, Erneuerung, alles steht wieder im Saft, das Leben feiert seine Wiederauferstehung, erster Sonnenstrahlen induzierter Übermut macht sich breit und in Graz darf sich die Tanz- und Feier-Szene jedes Jahr auf das bevorstehende Springfestival freuen. Dann plötzlich, 2014, die Schreckensnachricht: Das Spring ist gekracht wie ein Raver am Montag. Die Friends Of Spring GmbH rund um Popmusik-Zampano Stefan Auer hat Konkurs angemeldet. Die Zukunft des Festivals war nicht mehr gesichert.

Noch bevor das Festival 2014 startete, löste eine Star Times GmbH die Marke aus der Konkursmasse und versuchte unter dem Namen „Das Festival“ einen Neustart. Bloß, es war nicht mehr viel zu retten: Acts hatten abgesagt oder wurden gecancelt, Locations waren schlecht besucht, bereits erstandene Tickets konnten nicht zurückgegeben werden, Artists waren unbetreut und DJ Pulte verwaist. Es blieb beim Versuch.

Ein Festival in Rekordzeit

Die Folge: Im Jänner 2015 war dann die Marke „Spring“ wieder zu haben. Diese Chance wollten sich die jetzigen Organisatoren, allesamt Aktive in der lokalen Gastro- und Veranstaltungsszene, nicht entgehen lassen. Namentlich Wolfgang Mally und Erwin Hauser übernahmen gemeinsam mit den beiden Bookern Mussbacher und Radkovic die Neu-Organisation des Festivals: „Wir waren der Meinung, Graz braucht so ein Happening. Wir hatten sowieso Pläne ein Festival zu starten. Die Möglichkeit, die Marke weiterzuführen passte uns genau ins Konzept.“ Im Endeffekt konnten sie daraufhin erst im März mit der Organisation beginnen und stellten innerhalb weniger Wochen das Spring:reloaded 2015 auf die Beine, das Anfang Juni über die Bühne ging.

Von Stolpersteinen und anderen Hindernissen

Man wurde aber nicht sofort mit offenen Armen empfangen. Einige hatten dem Festival schon Jahre vorher den Rücken gekehrt, Altlasten hatten sich angehäuft. Trotzdem konnten die beiden Booker durch ihre Offenheit die lokalen Labels und Crews überzeugen. Schließlich waren die wichtigsten Grazer Player, wie das Schwarze Herz, Disko404, Audiotherapie oder Kopf bei Fuss mit vollem Einsatz mit an Bord.

Außerhalb der Stadtgrenzen stieß man auch nicht nur auf Begeisterung über den Neustart des Festivals. Den internationalen Booking-Agenturen knüpften Zusagen an das Begleichen ausstehender Gagen. Ihnen musste erst einmal klar gemacht werden, dass sich hier um eine neue Struktur handelt und sie sich wegen der Ausstände an den Masseverwalter wenden mussten. Mit im Vorhinein bezahlten Honoraren und Spesen hatten die beiden Booker dann aber doch die meisten überzeugen können: „Das war wohl das wichtigste Argument, dass unser Neustart seriös und professionell über die Bühne geht.“

Erben will gelernt sein

Auf der Plus-Seite steht das Konzept des Springs, das die Vorteile des kleinen Graz – alle Locations bis auf die List-Halle sind gut zu Fuß erreichbar – mit einem feierwütigen Grazer Publikum verbindet. „Dieses Erbe gilt es zu verfeinern und um die eine oder andere Facette zu bereichern.“ So soll das Programm nicht nur in die Nächte ausleuchten, sondern während des Festivals 24/7 für kulturelle Synergien sorgen. Heuer schon gab es dazu ein Open Air am Freiheitsplatz und gratis Eintritt für alle Festival-Geher im Kunsthaus.

Kritik am Line-Up wurde hier und da durchaus laut. Es habe nicht das Format der letzten Jahre, nicht die ganz großen Namen und Highlights. Aber Namen stehen nicht (immer) für Qualität. Oft genug waren es gerade diese Namen, die enttäuschten. Trotzdem konnte in der kurzen Zeit ein im Vergleich kleines, aber nicht weniger hochkarätiges Line-Up auf die Beine gestellt werden. Gaiser, Pan-Pot, Paul Ritch, Black Sun Empire und Marek Henmann, um nur einige zu nennen. Ein echter Coup gelang auch mit dem Spring-Konzert, für das der deutsche Hip-Hopper Haftbefehl gewonnen werden konnte.

„In Graz, von Grazern, für Graz“

Mehr als 60% Grazer Beteiligung am Line-Up ist bemerkenswert. So wird sicher gestellt, dass das Spring auch in Zukunft als Turbo-Boost für die lokale Szene funktioniert. Mussbacher: „Der Grazer Szene eine internationale Bühne zu bieten, ist ein wichtiger Eckpfeiler des Festivals und das soll auch weiterhin so bleiben.“ Die lückenlose Betreuung war für heimische wie internationale Acts gegeben. Das schlug sich auch umgehend auf die Tanzflächen nieder.

Ein solider Grundstein ist gelegt

Der Erfolg gibt dem neuen Team recht: Die Besucherzahlen waren mehr als fünf Mal so hoch wie die vorsichtig kalkulierten Erwartungen. Die großen Fails blieben aus, das Feedback war weitgehend positiv. Die immer wieder auftretenden Beschwerden (überfüllte Locations etc.) der letzten Jahre gehörten auch genau dort hin, nämlich in die Vergangenheit. Einzig am Freitag konnte aufgrund der Übermacht des im Technotempels Dom im Berg die Balance zwischen den Locations nicht ganz gefunden werden. Ein nicht optimal ausgelasteter Floor im Kunsthaus war die Folge.

Von der Artist Seite war bloß ärgerlich, dass Detroit-Legende Kenny Larkin seinen Flieger verpasst hat – sonst blieben gröbere Schwierigkeiten weitgehend aus.

Und ganz nach guter alter Spring-Tradition wurde im Parkhouse auch der Sonntag noch ordentlich befeiert (Video). Für einen würdigen Abschluss sorgte dort die Afterhour-Fokusgruppe des Grazer Hausboots, Bitz und Redstar (gerade mit neuem Album am Start) und Mollono.Bass.

Für das nächste Jahr möchte man wachsen, die heimische Szene wieder gleich stark einbinden und noch mehr Locations einbinden als heuer schon. Das Ziel für das nächste Jahr ist es, einerseits Erwartung zu erfüllen, das Publikum zufrieden zu stellen und andererseits es gleichzeitig zu fordern und zu überraschen – bekanntlich das beste Rezept für ein unvergessliches Musik-, Tanz- und Festivalerlebnis.

Thomas Mussbacher und Thomas Radkovic abschließend: „Wir bedanken uns bei allen, die uns beim Neustart unterstützt haben. Gemeinsam machen wir auch nächstes Jahr Graz wieder zum elektronischen Nabel Europas!“

Das Springfestival findet als Spring Reloaded jedes Jahr im Frühjahr in Graz statt.

i>www.springfestival.at

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