2012. Die Beach Boys haben sich wieder zusammengerauft und haben einen Longplayer draußen und kommen nach Europa. Oder besser eine Verwaltung der typischen Elemente, ganz genau auf den Punkt und umso eierlos. Eine Persiflage seiner selbst. Schmerzlich. Noch waren die Herren in den feschen Hawaii-Hemden niemals selbst vom Surf-Fieber befallen, das ihnen so geschmeidig vom Marketing zugeschrieben wurde.
2012. Sonntag, 29. Juli. Wien. Donavon Frankenreiter kommt ins Porgy & Bess. Eine lebendige Umkehr vieler aktueller Standards musiziert. Der fesche Mann mit dem sonnigen Lächler und amtlichen Schnauzer müsste eigentlich einem schlüpfrigen Film der mittleren Siebziger entsprungen sein. Relaxter Habitus mit laid back-Flair, wo das Gras nicht nur wachsen gehört wird. Ein bisschen einfach mal aus Liebe zur Liebe und den lasziven Frauen einer Schaumkrone entstiegen. In einer gewissen Form einfach da sein, selbstverständlich das Leben zelebrieren ohne die große Forderung daran zu stellen.
Die Schaumkrone ist bestätigt, wenn auch nicht von Botticelli. Frankenreiter startete in seiner ersten Dekade auf dem Surfboard, mit 16 wurde er Pro. Zum Ausgleich zupfte er dann auch auf der Gitarre zarte Weisen seiner Kindheit – Jahrgang 1972. Trotz der ewigen Tour zu den Wellen behält sich der Surfer einen starken Freigeist, seinen eigenen „Way-of-Surf“. Der ebenso nahe am Wasser relaxende Jack Johnson wird zum engen Freund und kann dank seines Erfolges ein Label betreiben. Offene Türen für Frankenreiter sind nur logisch, G. Love reiht sich in der Nähe ein und schwups ist 2004 das erste Album da. Fein und nicht fad, zart und doch geradlinig, akustisch doch nicht beschränkt, jazzig ohne fad smooth, Siebziger Vibe ohne illuminierte Abdrifter. Mittlerweile wird bald mit dem fünften Longplayer nachgelegt, ohne sich dabei verbogen zu haben. Eine kreative Reise mit festem Stand in der eigenen Mitte. Ein echter Free-Surfer in der Musikszene, der schon damals nicht zwingend die Competition suchte und die Wipe-Outs in Balance hinnahm. Und wenn Donavon Frankenreiter überhaupt nach hinten blickt, scheiße ja, die Autobiografie wird eines Tages viel Lächeln mit sich bringen.