They made a huge mistake

Willkommen zurück, Familie Bluth: Netflix spendiert der wahrscheinlich lustigsten Serie der Welt eine vierte Staffel. Still und leise arbeitet der Streamingdienst daran, unser Serienverhalten für immer zu verändern.

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Ein kleiner Hinweis reichte, damit um die hochgelobte Serie „Arrested Development“ ein jahrelanger Buzz anhielt. Als diese im Jahr 2007 abgesetzt wurde, schlug einer der Hauptcharaktere – quasi auf einer Metaebene – im Epilog der letzten Folge dem Macher Ron Howard die eben zu Ende gegangene Story als Idee für eine neue Serie vor. Der zeigte sich wenig begeistert: „Maybe a movie.“ Immer wieder keimte die Hoffnung bei Fans auf, der Film würde realisiert werden. Denn das Netz liebt „Arrested Development“. Und das völlig zu Recht.

Im Kern geht es in der Serie um die Großfamilie Bluth, deren Patriarch aufgrund von Betrügereien mit seiner Baufirma inhaftiert wird. Der älteste Sohn Michael übernimmt daraufhin das Ruder und versucht verzweifelt, den durch und durch skurrilen Clan zusammenzuhalten. Oder um es mit den berühmten Worten des Intros zu sagen: „Now the story of a wealthy family who lost everything. And the one son who had no choice but to keep them all together.“

There’s always money in the Banana Stand

Die Autoren erzählen diese Geschichte mit bis ins kleinste Detail durchgeplanten Dialogen und einer gehörigen Portion Wahnsinn. Nichts passiert zufällig, und die Wortwitze sind oftmals so klug, dass man sie leicht übersehen kann. Bespiel gefällig? Bei dem Versuch, sich von seiner dominanten Mutter Lucille zu emanzipieren, verliert der jüngste Sohn Buster die linke Hand im Kampf mit einer Robbe (im englischen „Loose Seal“) und trifft danach auf einen Doktor, der meint, er wäre „all right“. Manche Zitate der Serie sind im Netz zum geflügelten Wort mutiert: „There’s always money in the banana stand“ und „I’ve made a huge mistake“ sind wohl die bekanntesten. Auch der Chicken Dance, Gob’s Suits und der latent homosexuelle „Never Nude“ Tobias Fünke sind mittlerweile quasi ikonisch.

„Arrested Development“ schafft etwas, was vielleicht keine andere Serie gleichwertig hinbekommen hat: Sie entwickelt nicht nur ihre Charaktere, sondern auch ihre Witze weiter. Viele Gags werden 20 Folgen später nochmals aufgriffen, weshalb ein Einstieg in der Mitte völlig sinnlos ist. Ebenso besonders ist der quasi verschwenderische Umgang mit dem Humor. Das Netz ist voll von Artikeln à la „50 ‚Arrested Development‘ jokes you didn’t get“, die sogar weitgehend recht haben. Wie viele Autoren machen sich die Arbeit, in jede Folge zahlreiche Witze einzubauen, die niemand versteht?

Das Fernsehen von morgen

„Arrested Development“ kehrt im Mai auf Netflix zurück. Der frühere DVD-by-Mail-Anbieter und jetzige Streamingdienst greift dafür tief in die Tasche: Drei Mio Dollar pro 30-Minuten-Folge werden kolportiert. „Arrested Development“ ist Teil der neuen Netflix-Strategie, mit kostspieligen Eigenproduktionen zu glänzen: Schon David Finchers Polit-Epos „House Of Cards“ mit Kevin Spacey war im Februar das große Ding. (Die Strategie und Hintergründe hat das Wired in diesem Artikel sehr anschaulich beschrieben). Netflix nutzt das Abo-System, das schon Sendern wie HBO ihre Meisterwerke der Serienkunst ermöglichte. Doch auf Netflix werden Serien stets staffelweise zur Verfügung gestellt. Das Warten auf neue Folge und der übliche Cliffhanger werden obsolet. Damit passt sich Netflix an die Sehgewohnheiten der neuen Generation an und entwickelt sie gleichzeitig weiter: Fernsehen als immer verfügbarer Selbstbedienungsladen. „Arrested Development“ ist mit seiner Komplexität, die auch im wiederholten Durchgang noch spannend ist, wie dafür geschaffen. Chefautor Mitch Hurwitz kündigte gar an, sich von der linearen Erzählung völlig zu verabschieden: „A new medium requires a new format.“ Willkommen im Hyperlink-Serien-Universum.

Die vierte Staffel von „Arrested Development“ ist ab 26. Mai 2013 auf Netflix verfügbar.

Bild(er) © Netflix
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