Die Ausstellung "Politischer Populismus" in der Kunsthalle Wien hat die Omnipräsenz eines alten Phänomens im neuen Kostüm erkannt und gibt unterschiedliche Antworten darauf. Die kann man sich bei freiem Eintritt anschauen. [Advertorial]
Es sind Zeiten des Aufwinds für populistische Politik – niemandem ist das entgangen. Politik spielt auf der Klaviatur der Massenmedien. Jeder kennt Straches Rap-Künste, Werner Faymann lässt einen Facebookaccount betreiben (nein, nicht den hier), Barack Obama gewinnt Wahlen mit Twitter und Youtubekanal. Sie befinden sich in guter Gesellschaft, auch Putin twittert und Berlusconi wird der Macht der Medien Herr, indem er sie einfach alle selbst besitzt. Ja, selbst bei Isis gibt es einen Diskurs darüber, wie professionell deren Social Media Kanäle betrieben wird.
Mit politischer Satire und Fake News hat sich eine zeitgemäße Antwort etabliert. Information mit Witz zu verknüpfen ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Wie es geht, zeigen Formate wie die Daily Show oder der deutsche Ableger Heute-Show. Jan Böhmermann, Die Tagespresse, Postillon, Titanic – sie alle sammeln täglich Likes und Shares ein. Über politische Satire und Edutainment haben wir ja bereits in der letzten Coverstory ausführlich berichtet.
Der Pop im Populismus
Natürlich gibt das auch populistischen Politikern eine größere Bühne. Social Media, Werbeästhetik und Inszenierung zeigen: Der politische Populismus des 21. Jahrhunderts ist mehr Popkultur als je zuvor. Und folgt daher auch anderen Regeln, verbreitet sich viel undurchsichtiger. Antworten darauf sollen sich nicht nur im Spektrum der Satire abspielen. Ganz im Gegenteil. Wer den Blick schärft, entdeckt vielfältige Möglichkeiten des politischen Ausdrucks.
Diese werden künstlerisch im Rahmen der Ausstellung "Politischer Populismus" reflektiert und kommentiert. Dadurch entsteht eine zweite Ebene, die die Mechanismen des Populismus gegen sich wendet. Mit den eigenen Waffen schlagen, sozusagen. Es gibt ein Spannungsverhältnis zwischen einer Vereinfachung durch Populismus und künstlerischer Reflexion. Diese Spannung wird zum Thema, nicht der Populismus an sich. Eine Reihe internationaler Künstler und Künstlerinnen analysiert, bricht mit dem Phänomen und präsentiert individuelle Erklärungsversuche. Dabei gibt es ganz verschiedene Herangehensweisen. Christian Falsnaes, dänischer Performancekünstler, tritt in Interaktion mit seinem Publikum, welches seinen Anweisungen folgen muss. Dadurch werden Situationen geschaffen, die komisch sein können oder auch herausfordernd – Machtverhältnisse und gesellschaftliche Normen werden zum Thema, aber auch die Performance des Individuums. Der in Jordanien geborene Künstler Lawrence Abu Hamdan hat sich viel mit der Politik des Hörens beschäftigt. Welche rechtliche Rolle hat eigentlich die Stimme und ihre Hörer im Zusammenhang mit Migrationspolitik, Abhörtechnologie und intelligenten Algorithmen? Anna Jermolaewa lebt in Wien und beschäftigt sich in ihren Arbeiten vor allem mit stereotypen Rollenbildern innerhalb totalitärer Systeme. In ihren Videos, Bildern und Installationen spiegeln sich Erfahrungen wider: kollektive und individuelle. Jeden partizipierenden Künstler und jede Künstlerin kurz vorzustellen würde hier den Rahmen sprengen, daher nur dies als Eindruck der Bandbreite. Begleitend zur Ausstellung wird es ein breit gefächertes Programm aus Lesungen, Filmvorstellungen, Diskussionen und Performances geben.
Text: Sarah Nägele
Die Ausstellung "Politischer Populismus" läuft vom 6.11. bis 7.02.2016 bei freiem Eintritt. Eröffnungtage sind vom 5. bis 7.11. Weitere Infos gibt es hier.