Wenn im Mai Song Contest und Life Ball in Wien sind, muss man die Regenbogenfahne nur einmal kaufen. Wenn es da nicht ein paar Störenfriede in Lederhosen gäbe.
Wie queerfreundlich ist das offizielle Wien?
Kurze Antwort: sehr. Lange Antwort: Die Stadt Wien hat sehr bald auf die neuen Gesetze reagiert und "in vielen Bereichen ein klares Bekenntnis zur Gleichberechtigung abgegeben. So hat Wien gleich nach Einführung der Eingetragenen Partnerschaft alle Locations, in denen Heterosexuelle heiraten dürfen, auch für homosexuelle Paare geöffnet", erzählt Wien Tourismus-Direktor Norbert Kettner. Und tatsächlich bemüht sich die Stadt um Gleichbehandlung in allen Belangen.
Auch Andreas Brunner, der 1996 die erste Regenbogenparade mitorganisiert hat, hat nur Positives zu berichten: "Wir hätten uns hundert Mal die Zähne an den Magistratsabteilungen ausgebissen, wenn es nicht direkt aus dem Büro des Bürgermeisters Rückendeckung gegeben hätte – es gab nur Unterstützung, keine Hindernisse von der Stadt Wien." Einhellig gelobt wird auch die wichtige Einrichtung WASt, die Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen, deren Aufgabe sozusagen auch das Motto des Song Contests ist: Brücken zu bauen, Diskriminierung zerschlagen und auch dem Letzten zu erklären, dass es mehr gibt als Manderl und Weiberl, dass man sich das nicht aussucht, denn dann müsste man sich als durchschnittlicher Hetero ja auch irgendwann dafür entscheiden. Denn diskriminiert wird weiterhin. Das werden die gut gemeinten Regenbogenfahnen auf den Straßenbahnen allein nicht ändern.
Sex am Arbeitsplatz
Denn echte Diskriminierung oder die Angst davor ist auch am Arbeitsplatz nach wie vor ein Thema. Ein Coming-out ist auch in Wien noch immer problematisch, weil: "Wenn es einmal draußen ist, ist es draußen. Dann weiß ich als Betroffene auch nicht, was damit passiert", konstatiert Astrid Weinwurm-Wilhelm von den Queer Business Women, einem Netzwerk zur Förderung lesbischer Frauen im Wirtschaftsleben. "Deshalb überlegen sich viele, ob sie diesen Schritt gehen wollen. Statistisch gesehen gibt es in Österreich rund 830.000 nicht-heterosexuelle Personen, das wäre die gesamte Einwohnerzahl von Graz, Salzburg, Linz, Innsbruck und Klagenfurt.
Studien zufolge sind nur rund 25% der homosexuellen Menschen in Österreich an ihrem Arbeitsplatz geoutet", so Weinwurm-Wilhelm. Viele machen sich selbstständig, um keine Konsequenzen aufgrund ihrer Sexualität befürchten zu müssen. Sie stehen aber – je nach Branche – vor der Herausforderung, sich noch genauer überlegen zu müssen, wem gegenüber sie sich outen. Wer weiß, man könnte ja Kunden oder Mitarbeiter verlieren.
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