Der in einem Schlafzimmer gegründete Wiener Schmusechor lässt sich vor allem durch ein Attribut beschreiben: ultrasexy. Ein bunter Haufen an enthusiastischen jungen Menschen mit geölten Stimmbändern, die das Format Chor neu denken wollen.
Was war euer bisher glorreichster Auftritt bzw. ein echter Gänsehautmoment des Schmusechors?
Verena: Für mich besteht der Chor aus vielen Gänsehautmomenten – schwierig zu sagen, wann die Haare am weitesten gen Himmel gerichtet waren. Meistens, wenn wir unerwartet schöne Stimmungen erzeugen konnten. Dies sind häufig Momente, in denen wir das Licht abdrehen und uns ausschließlich aufs Singen konzentrieren. Es kommt schon hin und wieder vor, dass mal eine Träne fließt. Schöne Konzerte hatten wir viele. Für mich die Top 3: Perspektiven Attersee (wow!), Europa Fest in der Arena und das Konzert in der Flüchtlingsunterkunft in der Vorderen Zollamtsstraße.
Alex: Wenn wir auf der Bühne stehen und mit geschlossenen Augen hören wie sich Sopran, Alt, Tenor und Bass anfühlen und Verena auf uns spielt, wie auf einer Orgel. Dann entstehen Klangwelten und man spürt förmlich, dass alle Herzen im selben Rhythmus schlagen. Danach öffnet man die Augen und steht mit Gänsehaut und manchmal sogar mit wässrigen Augen da und lächelt sich gegenseitig zu. Ein Kiseki Moment, ein Skinny Love Moment, ein Limit to your Love Moment, eine Schmusechor Moment.
Sabrina: Wir waren fast mal die Vorband vom Kasperl.
Eure Botschaft – "abschmusen statt abschieben". Was steckt hinter diesem Slogan, wie ist es um die politische Agenda des Schmusechors bestellt?
Alex: Dass Zusammenleben und Kennenlernen grenzüberschreitend, sowie kulturüberschreitend funktioniert und real möglich ist, und alles andere ist, als eine linke Utopie. Musizieren verbindet, und ist eine Sprache, die jeder/e versteht und mitreißend sein kann. Unterm Strich sind wir alle Menschen, die lieben, fühlen und ein schönes Leben führen möchten. Sind wir politisch? Nein. Sind wir für eine offene tolerante Gesellschaft? Ja, und dafür setzen wir auch gerne unsere Stimme ein.
Verena: Die Botschaft ist meiner Meinung nach selbsterklärend. Wenn sie zumindest den einen oder die andere zum Denken anregt, freut uns das. Wir haben es satt, zu der stillschweigenden Mehrheit zu gehören. Glücklicherweise hat uns das jüngste Konzert in der Flüchtlingsunterkunft der Vorderen Zollamtsstraße wieder Hoffnung gegeben, dass in der Welt doch noch viel gutes Potenzial steckt. Diese einzigartige Begegnung hat das eine oder andere Herz zum Lachen gebracht.
Sollte es mit dem Chor ernst werden und der große fame kommen, würdet ihr eure Brotjobs schmeißen und der Musikkarriere nachgehen oder soll der Schmusechor ein Herzensprojekt bleiben?
Sabrina: Wenn das ginge dann natürlich! Aber ganz ehrlich… heute freuen wir uns noch wie Schneemänner über neue Lippenstifte und darüber, das Zugticket bezahlt zu bekommen, um zu einem Gig zu gelangen. Noch sollte das Kündigungsschreiben nicht verfasst werden…
Verena: Da muss ich keine Sekunde überlegen. Sofort! Natürlich mit Herz und halt auch mit Rihanna. Oder doch Cher? Da bin ich mir noch unschlüssig. Aber ja, ich will.
Alex: Quo vadis? Schmusechor! Ein Herzensprojekt, das manchmal von einem Tour Bus träumt.
Welches Lied performt ihr am liebsten?
Alex: Kiseki, Dissolve me, Golddigga.
Sabrina: Wir Chorlis sind ja wie kleine Kinder – immer das neueste und das, bei dem wir schreien dürfen!
Was sind die Zukunftsvisionen des Schmusechors?
Alex: Wenn Österreich blau macht, einen Mikrostaat gründen. "Schmusistanien" mit Verena, unserer fabulösen, absolutistischen Herrscherin.
Sabrina: Bald gibt es Autogrammkarten, Musikvideos, Schmusekooperationen mit österreichischen Bands. Als nächsten Schritt dann Actionfiguren, Chearleader und Weinsponsoring!
Livia: Welttournee. (Nein, ich finde das nicht zu hoch gegriffen.)
Wie kann man bei euch mitmachen? Nehmt ihr momentan noch Stimmen auf?
Sabrina: Bass, Bass wir brauchen Bass!
Alex: Männer mit Bärten, ähm Bässe: Herzlich Willkommen.
Verena: Nur Bass? Geil! Also Tenöre und Baritone müssen sich auch nicht verstecken. Singen ist sex, good lord!
Die aktuelle Tour des Schmusechors findest du hier.
