Wen shared das?

Moderne Kommunen in Niederösterreich. Ein Widerspruch in sich? Nein, gerade hier gibt es besonders viele. Geteilt wird so einiges. Von Gebrauchsgegenständen bis hin zur gemeinsamen Zeit und Nein, du Schuft, keine Sexualpartner, sorry.

Der Gang, der zu den einzelnen Wohneinheiten führt, liegt im Inneren des Gebäudes und kann locker auch als Wohnraum bezeichnet werden, so wohnlich ist es hier. Es ist an diesem Tag leiser, als man es sich vorstellt. Nur gelegentlich läuft ein Kind am Gang entlang zur Wohnung des Freundes. Die Auswahl an Spielgefährten ist groß – 32 Kinder (oder auch 33, man ist sich gerade nicht sicher, ob das Letztgeborene schon dazugezählt wurde) leben im Lebensraum, viele von ihnen wurden hier auch geboren. Dass Fremde in ihrem Gemeinschaftswohnzimmer stehen, scheint sie nicht zu stören. Oft kommen Menschen vorbei, um sich zu informieren, sei es weil sie ein ähnliches Projekt starten wollen, oder selbst gerne hier einziehen möchten, wird uns gesagt.

Die große Anzahl an Kindern ist auch bei anderen Projekten auffallend, gegenseitige Unterstützung bei der Kinderbetreuung und ausreichend Platz sind klare Vorteile einer gemeinschaftlichen Wohnform.

Es bleibt mehr Geld

Es ist auch reichlich Platz für individuelle Ideen und Träume. So entstanden im Lebensraum im Laufe der Zeit ein großer Gemüsegarten und ein Beachvolleyballplatz, eine Festbühne und ein Hühnerstall, eine Werkstatt und ein Tipi, ein Ziegengehege und ein Pool, ein Altersheim für Hühner… die Liste ließe sich noch beliebig ergänzen. Auf dem riesigen Grundstück ist genügend Platz. Abgestimmt wird bei neuen Ideen lediglich über die Flächennutzung. Wer sich finanziell beteiligt, nutzt dafür auch kostenlos – wer nicht mitmachen will, der zahlt auch nicht mit.

Einzig bei finanziellen Anschaffungen, die alle betreffen, muss auch wirklich jeder einzelne zustimmen. Insgesamt sind die Lebenserhaltungskosten günstiger als in einem durchschnittlichen Eigenheim. Mehr als 3 Waschmaschinen sind für die gesamte Gemeinschaft nicht nötig, manche betreiben Car-Sharing, auch vieles andere kann geteilt werden.

Abgesehen davon ist die Lebensqualität, die durch die Gemeinschaft entsteht, durch Geld nicht aufzuwiegen, sagt man uns immer wieder.

Mehr Bedarf als Angebot

Freie Wohneinheiten gibt es im Lebensraum aber längst nicht mehr. Anfangs war die Fluktuation der Bewohner recht hoch, mittlerweile sind alle 30 Wohneinheiten besetzt und die, die hier wohnen, möchten auch bleiben. Auch über eine Vergrößerung wurde nachgedacht. Durch jahrelange Erfahrung hat sich aber herausgestellt, dass 25 bis 35 Wohneinheiten gerade ideal sind. Wäre das Projekt größer, so ist man überzeugt, würde das angestrebte Gemeinschaftsleben verloren gehen, bei einer kleineren Gemeinschaft könnten nicht alle benötigten Aufgabenbereiche abgedeckt werden. Share Economy, davon wurde in jüngster Zeit viel geredet, hier wird sie vorgelebt. Wie an so vielen Orten in Niederösterreich.

Infos zu den Projekten:

Der LebensRaum Niederhof befindet sich im Bezirk Lilienfeld. Informationen zum Projekt und Schule unter www.niederhof.org.

Näheres zum generationenübergreifenden Leben und Arbeiten am ehemaligen Klostergut Edelhof LebensGut Miteinander, ebenfalls im Bezirk Lilienfeld, unter www.lebensgutmiteinander.com/.

Zum CoHousing Projekt Lebensraum in Gänserndorf hier www.derlebensraum.com.

Dieser Text ist als Coverstory in The Gap Niederösterreich #003 erschienen, das in Kooperation mit der FH St.Pölten und seinen Studierenden konzipiert und geschrieben wird.

Bild(er) © Niederhof, Lebensraum Gänserndorf
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