Menschen, die zu alt für das B72 werden, verschwinden danach aus dem wochenendlichen Stadtbild. Oder funktionieren ihre Partys nur nicht nach der üblichen Medienlogik?
Es gibt Fragen, die man auch nach Jahren des professionellen Lebens nicht zufriedenstellend beantworten kann. Letztens wurde ich wieder an eine solche erinnert. Ich landete zufällig auf einer 60s Party in einem Kellerlokal am Gürtel, von dem ich bis dato nicht mal wusste, dass es einen Keller hat. Während ich zu einer 10-Minuten-Version von »Won’t Get Fooled Again« gequält an meinem Bier nippte, fragte ich mich wieder mal, wohin das Wiener Indie-Publikum wandert, wenn es zu alt für Chelsea und B72 geworden ist.
Die Indie-Szene Wiens ist schwer festzunageln. Es gibt ja durchaus Veranstaltungen: im Transporter, im Schikaneder, lange Jahre haben das Shelter und der Magic Carpet Ride ihre Dienste geleistet, beim Rhiz kommt es halt auf das Programm an. Aber die sind alle klein, und irgendwie überzeugt das quantitiv nicht. Es gibt in Wien eine riesige Konzertszene, die gelegentlich sogar Flex und Stadthalle gleichzeitig füllen kann, wenn dort zufällig gerade die richtigen Gitarrenbands parallel spielen. Irgendwo müssen diese Menschen am Wochenende doch sein?
Über Jahre hinweg hab ich immer gedacht, dass in dieser Szene noch Potenzial für Clubs stecken würde und man mit einer mit einer gscheiten, größeren Indieparty, über die üblichen (Medien)-Kanäle promotet, Erfolg haben könnte. Ich glaube, da lag ich falsch. Vielleicht weiß ich von den Partys einfach nichts, weil ich davon nichts wissen soll. Weil die (fortgeschrittenen) Indie-Kids in ihren Partys einfach nach anderen Dingen als die Partyhopper und -hipster suchen. Vielleicht beruhten sämtliche Versuche der Clubs, mit ihnen in Kontakt zu treten (Indiesauna, anyone?), auf einem großen Missverständnis.
Vielleicht red ich aber auch jetzt wieder Blödsinn. Wenn mir die Frage jemand kompetent beantworten mag, ich wäre sehr dankbar.
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