Kickstarter, Startnext, Indiegogo, Wemakeit – heutzutage lässt man sich sein Projekt von der Crowd finanzieren. Klingt easy, ist es aber nicht zwingend. Hier sind zehn Tipps für den garantierten Fail deiner Kampagne.
#1 Nabelschau
Immer schön nach innen blicken! Wer scheitern möchte, weigert sich, auch nur als Gedankenspiel einen Außenblick auf sein Projekt einzunehmen oder sich in relevante Crowds einzufühlen. Wer sind sie, wie erreicht man sie, was könnten sie an dem Projekt toll finden, welche Belohnungen könnten attraktiv sein – all das ist Zeitverschwendung.
# 2 No Story
Storytelling ist für Märchenstunden – eine faktische Aufzählung deiner Vorhaben in Stichworten reicht. Gib deiner Kampagne den Charme und Spannungsbogen einer Gebrauchsanweisung.
#3 Too Much Information
Ausführlichkeit ist das Zauberwort. Dein Projekt lässt sich einfach nicht in ein paar Sätzen zusammenfassen. Komplexität ist King! Beschreibe das kleinste technische Detail, erörtere die theoretischen Implikationen und erzähle uns, was du zum Frühstück gegessen hast, als dir die Idee zum Projekt kam. Die Leute sollen gefälligst Zeit investieren, um deine Kampagne fassen zu können.
#4 Jetzt muss ich auch noch was hergeben?
Wer scheitern möchte, fragt um Geld und gibt nix her dafür. Noch besser wäre es, Dankbarkeit dafür zu erwarten, dass die Leute Teil von deinem Projekt werden. Auch schön: Danke-Emails um EUR 50.-, eine CD um EUR 100.- oder noch toller, dein Autogramm auf Büttenpapier um EUR 200.-.
#5 Bütschee?
Scheitern für Fortgeschrittene: Auch erfolgreiche Kampagnen können nach hinten losgehen. Einfach Porti und Kosten von Gegenleistungen ignorieren, Abendessen auf dem ganzen Erdball exklusive Anreise anbieten und die Plattform-Provision vergessen – dann zahlst drauf, sogar wenn deine Kampagne erfolgreich war. Fail-Sieg!
#6 Zeit ist eh relativ
Gute Scheiter-Möglichkeiten hast du, wenn du die wichtigen Anfangs- und Schlussphasen deiner Kampagne auf Wochenenden, Feiertage oder das Sommerloch fallen lässt. Da haben die Leute keinen Kopf für dich und sind eh kaum online.
#7 Zero Kommunikationsplanung
Lass das Projekt für sich sprechen. Verfasse einen Standardtext, schreibe am Anfang mal ein Rundmail und poste es einmal auf Facebook. Vertraue darauf, dass das dann total von alleine virale Wellen schlägt. Du könntest auch auf Urlaub fahren.
#8 Words, words, words
Text is best. Fokussiere in deiner ganzen Kommunikation auf das geschriebene Wort. Präzision ist alles, Atmosphäre und Emotionen sind was für Hippies. Wer in Ruhe gelassen werden will, lässt bloß die Finger von Fotos und Videos.
#9 Einzelgängertum
Es ist DEIN Projekt, also zieh das Ding ganz alleine durch und lass bloss niemand in deine Karten blicken. Unterstützung, Kooperation und Feedback sind für Anfänger.
#10 No Love
Lass die Crowd spüren, dass sie nicht wichtig ist – es geht hier nur um dich. Wertschätzung, wofür? Strafe sie mit Ignoranz und stiller Verachtung, wenn sie dir Fragen stellen, an dein Konzert kommen oder dein Projekt unterstützen. Dann lässt dich die Crowd garantiert im Handumdrehen in Ruhe.
Ad Personam: Simone Mathys-Parnreiter war bei WienXtra und deren Soundbase tätig. Heute ist sie Head Office von Wemakeit Österreich. Martin Lengauer ist Geschäftsführer bei Die Jungs Kommunikation, der auch an der Publizistik Wien Lehrveranstaltungen abhält. Er übernimmt auch die Pressearbeit für Wemakeit.
Crowdfunding ist ein beliebter, wenn auch nicht ganz unproblematischer Weg um Projekte und Startups zu finanzieren. Neben Kickstarter, Startnext und Indiegogo startet die Schweizer Crowdfunding-Plattform "WeMakeIt" am 3.3. 2015 offiziell in Österreich.
Wer bei alldem lieber zusieht, kann sich auf Puls4 immer noch "2 Minuten, 2 Millionen" ansehen.