Nicht gerade oft, aber doch in unregelmäßigen Abständen, tritt man an mich heran und sagt so Sachen wie: Mein lieber Kolumnenwicht …
… , spielst du manchmal mit dem Gedanken, deine glänzenden Einfälle und herrlichen Ideen in eine andere Form zu gießen, um vielleicht einmal in ferner oder naher Zukunft an einem Literaturwettbewerb teilzunehmen?« »Ja«, erwidere ich dann gerne, auch weil es der Wahrheit entspricht, gebe aber zu bedenken, dass ich nicht weiß, welcher der zahlreichen Ausschreibungen ich mich zuwenden soll.
Nun hat sich aber etwas Aufregendes zugetragen. Ich bin im Internet über den Literatur-Wettbewerb, den das Duschgel Fa ausgeschrieben hat, gestolpert. Die machen in ihrer Werbung das total hammergeile Wortspiel »Fühl dich FAntastisch«, und wenn man die knackig in Lila-Shades gehaltene Seite dazu ansurft findet sich in leserlicher, aber doch leicht schlampiger Schreibschrift oben rechts der Schriftzug »Diary of Wonderful Moments« hingepflanzt. Leicht schlampig deswegen, weil ich, als doch einschlägig Gestörter, statt »Wonderful« wieder einmal »Wonderfut« gelesen habe. Und dann natürlich sofort »FAntastisch wäre, jetzt ein bisschen FAllus reinstecken!« gedacht habe. Aber das soll hier nur eine Randbemerkung bleiben, denn um den Literaturwettbewerb der Duschgelmarke geht es mir.
Wir wollen der Vollständigkeit wegen erwähnen, dass Fa unter dem Konzerndach von Henkel firmiert, ein – wie man so schön sagt – Global Player, der uns Endverbrauchern so auch nicht mehr wegzudenkende Dinge wie Persil, Pril und Pattex geschenkt hat. Thema des Wettbewerbs übrigens: „»Schreiben Sie eine kurze Geschichte im Tagebuchstil – real oder aus Ihrer Fantasie zu einem der vier Fa Moments.« Die vier Fa Moments sind »Mystic« (Sheabutter/Passionsblüte), »Fantasy« (Jadeblüte), »Luxurious« (pinke Viola/schwarzer Amethyst) und »Romantic« (weiße Rose). Als Preis für die teilnehmenden Literaten winkt eine Veröffentlichung in einem österreichischen Magazin. Welches? Das erfährt man leider nicht auf dieser Seite. Aber weil ich ein kleines Suchhundi, ein von Pattex kaputt gemachtes Schnüffelschweindi bin, hab ich die Sache mal anrecherchiert, wie man so schön sagt. Es dürfte sich um eine Veröffentlichung im Rahmen einer Werbekampagne in der active beauty handeln. Ein Kundenmagazin, das einem die Drogeriekette dm – drogeriemarkt zuschickt. Die hatten früher übrigens den schönen Slogan »Große Marken, kleine Preise«, diesen aber schon vor geraumer Zeit in »Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein« abgewandelt. Eine Zitatverballhornung aus Goethes »Faust«, wenn es wer genau wissen will. Und wenn es jetzt jemand noch genauer wissen will: Beim Geheimrat heißt es wörtlich: »Hier ist des Volkes wahrer Himmel,/ Zufrieden jauchzet groß und klein:/ Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s seyn! (940)«
Ja, »sein« schreibt man in meiner »Faust«-Ausgabe mit »Y«. Das man dies heute nicht mehr tut, finde ich traurig, denn ich liebe das »Y«, es verleiht vielen Wörtern einen exotischen Glanz. Egal, ich mach jetzt jedenfalls beim Fa-Literaturwettbewerb mit, denn in einem Gratismagazin, im Rahmen einer Werbekampagne veröffentlicht zu werden und das ganz ohne Geld dafür zu sehen, wird vielleicht einer der Höhepunkte in meinem literarischen Lebenslauf. Außerdem ist es sowieso erschreckend nahe an dem dran, was hier bei The Gap veranstaltet wird. Was ich nicht weiß, ist, ob nur Frauen beim Wettbewerb zugelassen sind. Eine erste Analyse der bereits veröffentlichten Konkurrenzarbeiten legt diesen Schluss nahe. Ich will es aber nicht wahrhaben. Ich habe mich trotzdem für ein Pseudonym entschlossen, das bewusst im Graubereich der Geschlechtlichkeiten daheim ist. Ursprünglich wollte ich als »Mandi« dort in Erscheinung treten, ich finde aber, dass »Mandy79 (34)« mehr knallt. Auch weil man hier wieder einmal sieht, was mein guter, alter Kumpel »Y« alles so drauf hat. Er kann nämlich nicht nur ohne viel Aufwand Wörter in eine andere Sprache rutschen lassen, sondern bei guter Laune auch schwach männliches schwupsdiwups extrem weiblich machen.