Nicht gerade oft, aber doch in unregelmäßigen Abständen, tritt man an mich heran und sagt so Sachen wie: Mein lieber Kolumnenwicht …
Zauberei, Magie, vor allem, wenn man bedenkt, dass nichts in der Natur männlicher als das Y-Chromosom ist. Und da ich als alter Feministenstecher in genderspezifischen Angelegenheiten über die Jahre ziemlich geeicht wurde, finde ich den Griff zu einem geschlechtsneutralen Pseudonym, das sich hinter einer extrem weiblichen Fassade verschanzt, besonders gelungen und müsste schon alleine deswegen einen Preis beim Fa-Literaturwettbewerb bekommen. Leider keimt in mir der leise Verdacht, dass die Fachjury aus dem Hause Henkel über derartige Feinheiten galant hinweggehen wird. Dummerweise habe ich jetzt ein kleines Platz- und Zeitproblem. Sonst könnte ich nun eine Huldigung auf die Schlagerband Mandy und die Bambis zu Papier bringen.
Geht aber nicht, denn viel mehr muss ich mir überlegen, zu welchen der vier Fa Moments (zur Erinnerung: Mystic, Fantasy, Luxurious, Romantic) ich denn schreiben möchte. Romantic, der Duft nach weißer Rose, scheidet aus. Zum einen bin ich eine romantische Minderbegabung. Zum anderen stünde bei mir ein Fa Moment-Text zum Thema »Weiße Rose« unter keinem so guten Stern und endete zwangsläufig mit den Geschwistern Scholl in der Badewanne – sehr heikel. Ich möchte jetzt schon wissen, wer sich so ein unsensibles Scheißprodukt eigentlich ausdenkt? Das Fantasy-Fa (Jadeblüte) geht auch nicht, denn meine geheime Badwannen- und Duschgelwünsche sind ein bisschen neben der Spur. So plagt mich, muss man wissen, die Fantasie, Besitzer eines begehbaren Aquariums zu sein. Das ist voll mit diesen kleinen Knabberfischen, die einem die Neurodermitis und Psoriasis runterschnabulieren. Ich lass mir darin von den kleinen hungrigen Freunden, Saugbarben heißen die glaub ich, die Haut auf Vordermann bringen und bin im Aquarium nicht allein. Wenn die fleißigen Fischchen fertig sind, brösle ich rund 600 Bio-Suppenwürfel mit Ursalz rein, erhitze das Ganze und bereite eine schmackhafte Bouillabaisse zu. Die kann gerne im Rahmen eines Candle-Light-Dinners verputzt werden, denn nur weil ich romantisch minderbegabt bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht weiß, was sich gehört.
Mit Luxurious (pinke Viola/schwarzer Amethyst) geht ebenfalls nichts. Bei Viola denke ich nämlich zuerst an Bratsche und nicht an Veilchen. Und Amethyst ist ein Stein. Aus Quarz. Und obwohl er ein »Y« bereithält, ist er eher eine nicht so geschmacks- und geruchsintensive Angelegenheit wie ich meine. Esoteriker behandeln mit Amethysten übrigens Trunksucht. Wie das gehen soll weiß ich nicht, ich schalte immer auf Durchzug wenn ich so etwas höre, aber vielleicht muss man die Steinchen trinken und sich dann erbrechen. Niemand in der Fa-Jury, die ich ja überzeugen muss, wird einen Text über betrunkene Bratschenspieler beim Baden positiv bewerten. Bleibt also nur noch Mystic, mit der Kraft der Sheabutter und der Passionsfrucht.
Mandy79 ist jetzt übrigens auf der Fa-Moments Homepage online gestellt worden. Allerdings als Mandy79 (34) (32), weil ich um Authentizität zu stiften ein wenig beim Alter geschummelt habe und auch um zu checken, ob die Fachjuroren mitdenken. Achja, das sollte noch dazu gesagt werden: 70 Prozent des Tagebuchs besteht aus Bildunterschriften, die ich in mühsamer Kleinarbeit aus dem „active beauty“-Archiv, das online verfügbar ist, zusammengestoppelt habe. Das klingt jetzt irgendwie alles, als hätte Helen Fielding Paolo Coelho gefrühstückt. Und jetzt: Watch out for Mandy79 (34) in der „active beauty“.