Egal ob MC, DJ, Graffiti-Künstler*in oder B-Girl* – Femme DMC ist eine Plattform für migrantische Frauen (aber auch Inter- und Transmenschen) im Hip Hop und damit bereits jetzt – nach zwei Shows – sehr erfolgreich. Robin Engel sprach mit der Initiatorin Dafina Sylejmani über ihr Konzept und über Unterdrückung und Widerstand.
Am 13. März findet schon zum dritten Mal die Show Femme DMC im Wiener Fluc statt. Neben den Resident DJs Soulcat E-Phife und Coun Tessa von Brunnhilde und Host Dacid Go8lin treten die Rapperinnen Ebow (DE) und Zionflex (GB), DJ Andaka und die B-Girls Le Cat auf. Graffitis kommen von Fury One. Die ersten beiden Shows waren ein großer Erfolg (leider mehr in den Besucher*innenzahlen als in der Kasse. Leute, die meisten von euch können sich locker mehr als 2€ Spende für die Kunst leisten!), das Fluc zum Bersten voll.
"Es ist einfach nicht leicht, eine Frau zu sein"
Die Initiatorin von Femme DMC ist Dafina Sylejmani alias Dacid Go8lin, auch wenn sie mittlerweile von einem Team unterstützt wird. Zwei Jahre tüftelte sie an der Idee, jetzt ist sie da: Regelmäßig alle zwei Monate zeigen Frauen, was ihr Hip Hop ist. Denn das ist das Besondere am Konzept: Femme DMC ist eine Plattform für migrantische Frauen (aber auch Inter- und Transmenschen) im Hip Hop. Egal ob MC, DJ, Graffiti-Künstler*in oder B-Girl*, ihnen allen soll die Möglichkeit gegeben werden, aufzutreten, sichtbar zu sein und ihr Können zu zeigen. Femme DMC ist eine Show, in der Sexismus, Rassismus, Homo- und Transphobie keinen Platz haben, was leider doch noch gängig genug im Hip Hop ist.
Die Idee kam Dafina beim Fest zum 20-jährigen Jubiläum vom Maiz in Linz, als sie merkte, wie inspirierend es ist, nicht nur Männer, sondern Frauen als Vorbilder auf der Bühne zu sehen. Dafina kennt es aus eigener Erfahrung, nur mit Männern aufzutreten und hat genug davon, bei Youtube ewig nach Videos von Rapperinnen und B.Gurls zu suchen, anstatt dass deren Namen schon längst so bekannt sind wie die von männlichen Stars.
Zurück zu den Wurzeln
Femme DMC bezieht sich auf die Wurzeln des Hip Hop, den Widerstand, und will die Geschichte der Frauen dort erzählen. "Das ganze Leben ist auf Mann gebaut, auch im Hip Hop", erzählt Dafina im Interview. "In allen Bereichen sind Frauen unterdrückt. Hier geht es um Hip Hop, weil ich selber Hip Hop mache. Ich will Menschen wie mir die Möglichkeit geben, ihre Geschichte zu erzählen. Es gibt viel mehr Frauen da draußen, die rappen, von denen wir keine Ahnung haben. Oder die tanzen oder Graffitis machen. Ich finde es einfach sehr wichtig, dass es einen Raum für Frauen gibt, in dem alle möglichen verschiedenen Frauen alle zwei Monate den Abend haben, um auftreten zu können."
Sprache muss nicht das Gemeinsame sein
Dafina Sylejmani kam mit 13 Jahren aus dem Kosovo nach Linz und studiert mittlerweile konzeptuelle Malerei und Performance an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Dahin zu kommen, war für sie nicht einfach. "Mein Professor weiß das auch: Ich bin als Rapperin gekommen und ich werde auch eine Rapperin bleiben und mich ganz bestimmt nicht diesem akademischen Kram anpassen, weil ich finde, dass es wichtig ist, dass Mensch Mensch sein kann ohne irgendwelche akademischen Titel zu haben. Ich mache meine Kunst mit meiner Sprache, die ich kann und die ich spreche. Migrantisches Deutsch ist genauso eine Sprache wie akademisches Deutsch. Die Uni muss einen Platz haben für Leute wie mich, die von der Straße kommen."
Sie ist selber unter dem Namen Dacid Go8lin als Rapperin aktiv und hatte unter anderem Auftritte beim queeren Performancefestival Straight to Hell, im Tanzquartier und wurde auf dem Sampler "Make some noise" des Labels Springstoff veröffentlicht. "Ich rappe auf Albanisch. Grundsätzlich haben die Leute keine Ahnung, was ich rappe, aber sie finden das trotzdem geil. In der Musik geht es auch nicht darum, Sachen zu verstehen. Ich red’ die ganze Zeit auf Albanisch, aber Leute fühlen sich angesprochen, obwohl sie nichts verstehen. Das heißt, ich berühre sie."
"Du willst es vergessen? Nein, du kannst es nicht vergessen, ich lass es dich nicht vergessen!"
Für Dafina ist Femme DMC Teil ihrer künstlerischen Arbeit. Sie weiß, wie es ist als Frau, Migrantin, queerer Mensch und ohne die Vorteile eines akademischen Elternhaus den eigenen Weg zu gehen. Sie will die Künstler*innen vereinen und stärken, sowohl die einzelne als auch den Zusammenhalt als Community. Aber auch die Zuschauer*innen bilden und ihnen zeigen, was Frauen können. Es geht mir darum, Frauen, die keine Stimme haben, die Möglichkeit zu geben, dass ihre Stimme gehört wird und sie sagen können, was sie zu sagen haben. Und wenn ein Abend auf genau das fokussiert ist, dann bleibt dir nichts anderes übrig als zuzuhören." Deswegen ist Femme DMC auch keine Party, sondern eine Show (mit anschließender Party), denn eine Show muss man aufmerksam verfolgen und mitdenken, nicht nur das Hier und Jetzt feiern und anderes vergessen. Nichtsdestotrotz wird der Hip Hop gefeiert, Spaß und Tanzen sind auch schon während der Show ausdrücklich erlaubt. Eine Sache kann bei Femme DMC getrost vergessen werden: Dass Frauen* im Hip Hop nichts zu sagen haben.
Dafina Sylejmani tritt am 13. März bei der Show Femme DMC im Wiener fluc auf.