1984

Einmal Souterrain, einmal Tiefgarageneinfahrt, beide Male 80er Jahre: Hermann Czechs Lokal im Palais Schwarzenberg und eine Installation von Schuberth & Schuberth.

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Was macht die Vienna Design Week so interessant? Unter anderem die Tatsache, dass man an Orte kommt, von denen man noch nie gehört hat oder die man normalerweise gar nicht betreten kann. Dieses Jahr wurde die Festivalzentrale im Palais Schwarzenberg eingerichtet, und an dessen Rückseite befindet sich ein Lokal von Hermann Czech aus dem Jahr 1984, das sich seit langem im Dornröschenschlaf befindet.

Als Tribut an den bedeutenden Architekten gibt es nun von ihm und von dem bildenden Künstler und Designer Heinz Frank eine Intervention in den Räumlichkeiten, der Titel des Projekts lautet "Atmosphäre: Eine Illustration zu einem verfehlten Theoriebegriff". Warum "verfehlter Theoriebegriff". Wohl deshalb, weil Czech der Meinung ist, dass Atmosphäre nicht vom Architekten absichtlich entworfen werden könne. "Sie gehört der Wahrnehmung danach an." Sprich: Sie stellt sich ein (oder nicht).

Nun, Atmosphäre haben die Lokal-Räumlichkeiten allemal noch immer. Der Besucher ist mit einem Feuerwerk an Material konfrontiert: Holz, Stein, Stoff, Spannteppich, Spiegelglas, Kristallluster – man merkt dieser Gesamtkomposition an, dass der Architekt ein Tüftler war und ist. Mit den scheinbar zeitlosen Czech-Lokalen (wie Immervoll, Theatercafé oder dem einstigen MAK-Café) ist das allerdings nur bedingt vergleichbar. Denn im Falle des Schwarzenberg-Restaurants (und der Bar) treten einem hier die 80er Jahre in Reinkultur entgegen, man kommt sich vor wie in einer Filmkulisse oder in der Zeitmaschine. Wie mögen die Leute ausgesehen haben, die hier diniert und sich danach ein Glas an der Bar gegönnt haben? Es ist ein Zeitfenster, das sich hier öffnet – und das nur noch bis kommenden Sonntag (den 5. Oktober) offen ist. Denn was danach passiert, kann man nur erahnen, schließlich soll das Palais Schwarzenberg in ein Casino mit Hotel u.a. verwandelt werden.

Rechenzentrum vorm Abriss

Und damit zu einem anderen Relikt aus der Zeit: dem sogenannten "Glaspalast" von Harry Glück (jenem Architekten, dessen bekanntestes Werk die Alterlaa-Bauten sind). Das Gebäude schräg gegenüber vom Café Eiles entstand 1980 und beherbergte das städtische Rechenzentrum, nun hat es ausgedient und wird Anfang 2015 abgerissen. Das Wiener Architekturbüro Schuberth & Schuberth gewann kürzlich – gemeinsam mit weiteren Partnern – den Wettbewerb für einen Neubau an dieser prominenten Stelle und lädt nun im Rahmen der Vienna Design Week in die Garagenabfahrt des alten Gebäudes (dieses darf aus versicherungstechnischen Gründen leider nicht "bespielt" werden).

Zu sehen ist eine Installation namens "Lost and found", die den nüchternen Ort mit Symbolen aus dem kreativen Entwurfsprozess konfrontiert: Ideen werden geboren und wieder verworfen, die Gedanken scheinen sich zu verlieren und manchmal verzettelt man sich gehörig. Da passt es gut, dass am 2. Oktober ab 19 Uhr Sigrid Eyb-Green (siehe hier) von ihrer Straßen-Zettelsammlung berichtet. Außerdem an diesem Abend: Gregor Schuberth extemporiert über den Blick aus der Garageneinfahrt auf das Parlament und Ähnlichkeiten zu Stadtveduten aus der Frührenaissance. Als Draufgabe liest noch der Schauspieler Helmut Gebeshuber "Ernst Jandl im Untergrund".

1030, Palais Schwarzenberg, Schwarzenbergplatz 9

1010, Tiefgaragenabfahrt zum ehemaligen Rechenzentrum, Ecke Doblhoffgasse/ Rathausstraße

www.viennadesignweek.at

Bild(er) © Florian Rainer Gert von Bassewitz
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