Manche wollen lieber den Hubschrauber reiten, als das Pferd. Benicio del Toro erlebt darauf den schwindligsten Horror auf dem Trip durch Las Vegas. Was ein Karussell sonst noch alles in sich hat, hat Julia Melcher in Graz recherchiert.
Einmal über den großen Teich und wieder zurück. Einmal über den Suppentellerrand geguckt und ein neues Stück vom Horizont erspäht. Da wird oft geschimpft über die amerikanische Unkultur, die via medialer Einflussnahme in unser schönes Abendland geschleust wird. Natürlich ohne unser Zutun und verhindern hätte man es ohnehin nicht können. Kommt irgendwie bekannt vor diese Argumentationslinie, oder? Ganz überrumpelte Opfer sitzen wir beim Schachtelwirt und schimpfen mit vollem Pommes-Mund über die Anglizismen, die unsere schöne Muttersprache – ach! – verhunzen: Yes, we can!
From far far away
Aber, dass nicht immer alles von Übel sein muss, was da an Ideen über den Atlantik schwappt, hat sich das Grazer Party-Kollektiv Screaming Bonsai als eines seiner Ziele gesetzt. "Das Karussell" verbindet Ausstellung, Vernissage, DJing, Party und Clubatmosphäre. Mitgebracht hat die Idee A. E. (Name auf Wunsch abgekürzt), eigentlich Jus-Student, der an einer Uni im tiefsten Süden Amerikas studiert hat; dort, wo sich bereits Edgar Allen Poe auf nimmerwieder in den Tod gesoffen, oder William Faulkner sich der grotesken, ländlichen Kleinstadt angenommen hat.
Als A.E. dort ein paar Kunstkurse belegt hat, begegnete er einem Veranstaltungskonzept, das er nach Graz mitbringen wollte. Der Idee angenommen hat sich dann das Grazer Künstler- und DJ-Kollektiv Screaming Bonsai. Seit Herbst 2009 gibt es nun das "Karussell" im Club in der Niesenbergergasse, organisiert von Nikki Bernstein und Arnold Spoiler, wo Grazer Künstler und Kreative ihre Werke ausstellen und verkaufen und in der Eröffnungsnacht eine rauschende Fete steigt. Diesmal war das der 12. Februar, an dem Malerei, Grafik, Skulpturen und Video-und Raum-Installationen die kahlen Hallen des Niesenbärs zierten. Doch die Gruppe ist bestrebt, diese Form der Ausstellung noch zu erweitern: zu Party, Kunst, Musik und Dreidimensionalem, soll auch noch ein Tüpfelchen Performance Art draufgesetzt werden. Sobald jemand mit einer Idee und einem Konzept kommt, soll der Raum frei stehen für Theatergruppen und Impro-Shows.
But the music will stay
Auf der Eröffnungsfeier am 12. Februar war auch Johannes Jeindl vertreten, der mit seiner Geige immer wieder für musikalische Erlebnisse der ungewöhnlichen Art sorgt. Ob jetzt Drum´n´Bass, gemeinsam mit DJ Jaques Prell, oder wie am Karussell, gemeinsam mit Arnold aka S_poiler zu Techno und House, Jeindl fidelt erstaunlich organisch zu jedem Beat. Eine instrumentale Kombination, die von der Beschreibung her fast unglaubwürdig wirkt und nur live wirklich erlebbar ist, das aber sehr eindrucksvoll. Wahrscheinlich hat Arnold S_poiler den Namen der Veranstaltung deshalb so gewählt: ein Karussell ist bunt, es dreht sich und am Ende vermischt sich irgendwie alles zu einem verschwommenen Farbklecks. Und wie auf einer Party gilt ja auch bei einem Karussell-Ritt: wenn´s zu viel wird muss man ringel-reiern…