Peter Doherty verweigert zur Zeit, aufgrund der negativen Schlagzeilen, sämtliche Interviews. Sein Kumpel General Santana ist dafür umso gesprächiger. Warum Doherty in regelmäßigen Abständen in einem kleinen Pornokino in Graz zu Gast ist und dort bei einem Guerilla-Gig für nur 50 Auserwählte spielt, hat Julia Melcher mit dem General erörtert.
Vor ein paar Jahren hat der Herr mit dem Hut und den treuherzigen Dackelaugen versprochen, gemeinsam mit den Babyshambles in der Grazer Helmut-List-Halle ein großes Konzert zu spielen. Daraus wurde damals nichts. Die Babyshambles spielten ohne Peter, denn der hing unfreiwillig am Flughafenzoll in Heathrow fest. Seitdem und eigentlich viel früher schon war der Brite berüchtigt dafür, zu seinen kurzfristig angekündigten Konzerten gar nicht erst zu erscheinen. Das hält die Fans jedoch nicht davon ab, sich in dicht gedrängten Trauben die Füße in den Bauch zu stehen, um Eintrittskarten zu ergattern, für Konzerte, auf die sie mindestens zwei Stunden warten müssen. Denn pünktlich ist der Herr mit den Marotten auch nicht so gern. Deshalb ist es wohl auch immer ein Ereignis, wenn er dann tatsächlich schwankend auf der Bühne steht und in die Saiten haut.
Und überhaupt steht er lieber auf der Bühne im Pornokino, als in der großen Halle, zumindest wenn man sich die Tourdaten der letzten Jahre mal genauer ansieht. Aber warum ausgerechnet Graz? Und wieso zum Kuckuck das Nonstop-Kino? Genau diese beiden Fragen hat General Santana, der beim "Privatkonzert für 50 Personen" in eben diesem Etablissement mitten im Publikum stand, für The Gap beantwortet:
"Ich kenne Bettina Aichbauer vom Nonstop-Kino schon sehr lange. Sie hat mal eine Zeit lang in London gelebt, da haben wir auch zusammen gewohnt. Als Pete und ich anfingen miteinander Musik zu machen hat sie klarerweise auch ihn kennengelernt. Seit dem ist der Kontakt nie mehr abgerissen, auch nicht, als Bettina wieder nach Österreich zurück ging. Ja, das ist die Geschichte. Wir kennen uns alle aus London."
Das erklärt dann aber immer noch nicht, warum Pete seine Konzerte im Kino spielt.
"Ja, das war meine Idee. Ich habe Bettina angerufen und gefragt, ob wir das vielleicht machen können. Wir haben damals einen Veranstaltungsort gesucht und sie hat einen gehabt. Es ist doch leichter alte Freunde zu fragen, als alles kompliziert übers Management zu buchen."
Stimmt. Das Kino eignet sich ja auch hervorragend dafür, Filme über Doherty zu zeigen, wie zum Beispiel "Spew it out your Soul". Aber zu einer Frage bezüglich des Films kam es erst gar nicht, denn da wurde schon lauthals über das Management gewettert:
"Ich nenne das immer Bad-Man-Management! Wenn die im Management nicht so pfuschen würden, gäbe es die viele negative Presse über Peter gar nicht! Wenn das Management aber nicht aufpasst, dann passieren solche Sachen, und schwups, steht wieder eine Drogengeschichte irgendwo geschrieben, egal ob wahr oder erfunden."
Wie er damit umgeht?
"Er setzt sich so wenig wie möglich damit auseinander. Er macht lieber Musik."
Aha. Naja. Ob die Gerüchte ihm wirklich nur schaden? Immerhin nähren diese Stories seinen Mythos, sein Bekanntheitsgrad wird auch nicht unbedingt geschmälert, und die Liebe und Treue seiner Fans steigt proportional mit dem Grad der medialen Verachtung. So auch beim Konzert am 26.3. im Nonstop, wo sogar begeistert gejohlt und gejubelt wird, auch nachdem Doherty mitten in Neil Young´s "After the Goldrush" abbricht, um nach seinen Zigaretten zu suchen. "I love Schnaps," grinst er dann spitzbübisch ins Mikro und schofort wirft man mit kleinen Fläschchen "Guter Stern" nach ihm. Peter belohnt die edle Spende mit zwei Strophen "Eine kleine Bottle auf der Wall, zwei kleine Bottle auf der Wall!" in Denglisch, um dann zu "Delivery" zu switchen.
Und wie ist Peter so als Vater?
Das sei ihm wirklich sehr wichtig, aber die genaue Antwort geht irgendwo im Applaus und Grölen unter. Ebenso, wie die Sensationsgeschichte über Doherty, die sicherlich folgender charmanten Einladung gefolgt wäre:
"If you stay the night with me, I´m gonna tell you EVERYTHING about Peter!"
Gegenfrage: Wie steht Peter eigentlich zu Feminismus? Hat er vor auch darüber einmal ein Lied zu schreiben?
Schweigen. Kopfschütteln. Ein Schluck aus der Bierflasche. Gut. Dann wäre somit die Frage, ob zu dir oder zu mir, wohl auch geklärt und das Interview beendet.
Herzlichen Dank an Bettina Aichbauer vom Nonstop-Kino für das Ermögichen des Interviews! Und an General Santana für das Interview!